Paris – Uwe Gensheimer ist einer der besten Handballer Deutschlands und kommt als solcher in den Genuss von seltenen Dingen. Er darf Urlaub machen. Der Kapitän des Nationalteams muss über die Weihnachtsfeiertage nicht trainieren oder spielen, sondern sich einfach nur erholen.
Vielleicht wird er es sich sogar auf dem Sofa gemütlich machen, wenn am 27. Dezember einige seiner Nationalmannschaftskollegen noch in der Bundesliga gefordert sind. Nur einen Tag später trifft sich das Team von Bundestrainer Christian Prokop zum Start der Vorbereitung auf die Heim-WM – der einzige halbwegs Erholte wird dann wohl Gensheimer sein.
Es ist ein weiteres Kapitel in der nicht enden wollenden Geschichte von der hohen Belastung der Profi-Handballer in Deutschland. Gensheimer ist nicht in diesem Ausmaß davon betroffen, weil er für den französischen Spitzenclub Paris St. Germain spielt. Sein letztes Pflichtspiel in diesem Jahr bestreitet er am Donnerstag gegen HBC Nantes. Anschließend kann er ein wenig Zeit mit der Familie verbringen. Nationalteamkollegen wie Hendrik Pekeler oder Patrick Groetzki werden dagegen nicht allein die Vorbereitung auf das Weihnachtsessen, sondern auch auf das Topspiel zwischen dem THW Kiel und den Rhein-Neckar Löwen am 27.12. aufnehmen.
Er kenne die Diskussion über die Belastung in Deutschland, sagte Gensheimer zuletzt im Interview der Fachzeitschrift «Handball Inside». «Die Anzahl der Spiele in Kombination mit den Fernsehverträgen sind kontraproduktiv für die deutschen Teams», sagte er mit Blick auf die komplizierte Spielplangestaltung von Bundesliga und Champions League. Darüber hinaus möchte sich Gensheimer laut seinem Berater aktuell nicht mehr zu der Thematik äußern. Denn das Belastungs-Thema sei ja kein schönes Thema, sagt der Berater.
In 22 Tagen wird der 32-Jährige die deutschen Handballer als Kapitän in das WM-Eröffnungsspiel gegen eine Auswahl Koreas führen. Dass er das in einer guten körperlichen Verfassung tut, dürfte für die DHB-Auswahl von großer Bedeutung sein. «Er sorgt im Team für viel Harmonie und Teamgeist. Uwe ist zudem ein sehr mannschaftsdienlicher Spieler, der über Wurftechniken verfügt, die nur wenige Torhüter lesen können», sagt Bundestrainer Prokop über seinen Kapitän.
Auf der Linksaußen-Position wird Gensheimer weiter als einer der besten, wenn nicht der beste Spieler der Welt bezeichnet. Warum das so ist, zeigte er zuletzt auch wieder im Starensemble von PSG. Allein in der Champions League erzielte Gensheimer in den vergangenen fünf Spielen 34 Treffer. Auch in der Liga stabilisierte er seine Wurfquote. Die PSG-Fans wählten ihn zum Spieler des Monats November.
Im Nationaltrikot war er von solchen Leistungen aber gerade bei der enttäuschenden EM im vergangenen Januar weit entfernt gewesen. Vom Kapitän waren sich einfache, vor allem viele Tore erhofft worden. Geprägt war sein Spiel in Kroatien dagegen von Fehlwürfen, Tempoverschleppungen und mangelndem Selbstbewusstsein. «Wir konnten das Potenzial, das eigentlich in uns steckt, schlichtweg nicht abrufen», sagte er. Mittlerweile bringe jeder im Team «das nötige Selbstvertrauen mit». Auch Gensheimer hat die EM abgehakt. «Ich hoffe, dass wir im Januar ganz Deutschland wieder elektrisieren können.»
(dpa)