Leipzig – Im Deutschen Fechter-Bund reden sie derzeit gern und viel über den Umbruch, der vieles, was in der näheren Zukunft liegt, besser machen soll.
Ansätze, dass das auch klappen könnte, gibt es. Zumindest boten die Tage der Weltmeisterschaften von Leipzig den Anlass, mit dezentem Optimismus Richtung Olympia 2020 in Tokio blicken zu dürfen.
Reicht in der Medaillenbilanz einmal Bronze durch Degenfechter Richard Schmidt, um Negatives aus der Vergangenheit zu übertünchen?
Nein. Denn in der öffentlichen Wahrnehmung des deutschen Sports sind Medaillen der Gratmesser, ob ein Verband sehr gut, gut, weniger gut oder sogar schlecht dasteht.
Welche Bilanz ziehen die Verantwortlichen?
Präsidentin Claudia Bokel sagt: «Wir sind da dran.» Und damit liegt die einstige Weltmeisterin nicht verkehrt. Mit den acht Neulingen im WM-Team der 24 gab es Auftritte, die beherzt waren und Mut machen. Sportdirektor Sven Ressel ist der Meinung, man habe schon in Leipzig sehen können, dass die Jungen konkurrenzfähig seien. Das ist zum Teil zutreffend. Ressel räumt aber auch eines ein: «In einigen Waffen haben wir noch Luft nach oben.»
Was war gut, was war schlecht?
Richard Schmidt war einfach gut. Der 25-Jährige reiste als Nummer 135 der Weltrangliste an und verließ die WM als Dritter inmitten der Degen-Weltklasse. Anna Limbach als Fünfte mit dem Säbel, Alexandra Ndolo mit dem Degen und Anne Sauer mit dem Florett als jeweils Achte – das lässt sich sehen. Enttäuscht waren die Säbelfechter über Europameister Max Hartung an Position zehn und den Olympia-Achten Matyas Szabo an 13. Dass Hartung mit einem Blackout eine mögliche Team-Medaille vergab, war schnell abgehakt. Sie wissen: Das war ein Ausrutscher. Vom Herrendegenteam mit dem neuen Top-Mann Schmidt war aber klar mehr zu erwarten als lediglich Rang 15.
Wo gibt es noch Handicaps, die beim Umbruch eventuell störend wirken könnten?
Claudia Bokel fordert, dass den Jungen die Chance gegeben werden müsse, sich auch entwickeln zu dürfen. Deswegen müssen die Trainer an einem Talent festhalten, auch bei Rückschlägen. Denn wie warnte Sportchef Ressel schon vor Leipzig: Der Weg sei noch sehr lang, man dürfe sich nicht nervös machen lassen – selbst wenn der nächste Schritt noch sehr klein sein sollte.
Was hat nach Leipzig Priorität in der Weiterentwicklung?
Ganz klar: die Konzentration der noch zu wenigen Top-Kräfte an einem Ort. Regelmäßiges gemeinsames Training der Besten ist ein Muss. Die langjährige gute Entwicklung am Säbelstandort Dormagen liefert einen schlüssigen Beweis. Problem laut Ressel: Um das zu forcieren, benötigt der Verband eine Verdoppelung der finanziellen Mittel für die Bundesstützpunkte.
(dpa)