Nullnummer in Leipzig: Bayern verpassen Titelentscheidung

Leipzig – Der FC Bayern hat mit einer Nullnummer bei RB Leipzig die vorzeitige Krönung im Meisterkampf der Fußball-Bundesliga verpasst.

Der Mannschaft von Trainer Niko Kovac gelang in einem teilweise ruppigen Spiel gegen die nunmehr seit 15 Ligaspielen ungeschlagenen Leipziger kein Tor und damit auch nicht der notwendige Sieg im Bundesliga-Fernduell mit Verfolger Borussia Dortmund.

Ein Treffer von Leon Goretzka in der 50. Minute wurde vom Videoschiedsrichter aberkannt – es blieb beim 0:0 im Nervenspiel, während sich Dortmund zuhause zu einem 3:2 gegen Fortuna Düsseldorf mühte. Immerhin: Die Bayern haben nun am Samstag die Chance, erstmals seit 2000 wieder den Titel «dahoam» zu holen. Zum Saisonfinale kommt Eintracht Frankfurt. Die Münchner liegen zwei Punkte vor Verfolger BVB und haben die um 17 Treffer bessere Tordifferenz.

«Wir wollen unbedingt das Ding, die Gier ist absolut da», betonte der derzeitige Bayern-Kapitän Thomas Müller beim Pay-TV-Sender Sky. «Ich bin guter Dinge, dass wir nächste Woche die Leidenschaft und Zweikampfstärke zeigen – das ist ja nicht immer unsere Stärke.»

Der Leipziger Spielführer Willi Orban stellte nach dem Unentschieden gegen den amtierenden Meister fest: «Wir haben heute gesehen, dass wir mithalten können.» Er forderte: «Wir müssen aber noch mutiger spielen.»

Zwei Wochen vor dem Duell FC Bayern gegen RB Leipzig um den DFB-Pokal verdarben die hochmotivierten Leipziger im letzten Heimspiel von Ralf Rangnick als Coach der Roten Bullen den Bayern die Weißbierparty in der ausverkauften Red Bull Arena. Vor 41.939 Zuschauern, darunter auch Bundestrainer Joachim Löw, entwickelte sich nur selten ein hochklassiges Match. Die Bayern taten sich zwei Wochen vor dem Wiedersehen im Finale des DFB-Pokals schwer mit der aggressiven Hochdruckspielweise der Leipziger, die selbst wiederum beim entscheidenden Pass vors Tor nicht genau genug agierten.

Die Bayern boten das Beste auf, was ihnen zur Verfügung stand, Kovac wollte die Entscheidung erst am letzten Spieltag unbedingt verhindern. Er musste auf Javi Martínez wegen Unterschenkelproblemen verzichten, dafür begann Robert Lewandowski, der zuletzt nur individuell trainiert hatte. Nach dem 3:1 gegen Hannover nahm Kovac nur einen Wechsel vor: Mats Hummels erhielt den Vorzug vor Jerome Boateng.

Den ersten Torschuss verbuchten dann auch die Bayern durch Nationalspieler Serge Gnabry in der fünften Minute: Kein Problem für RB-Torhüter Peter Gulacsi in seinem 16. Saisonspiel ohne Gegentor. Auch Lewandowski (9.) konnte den ungarischen Nationalkeeper nicht überwinden, als er nach einem Thiago-Pass freistehend vor ihm auftauchte. Fast im Gegenzug verzog Yussuf Poulsen knapp nach einer flachen Hereingabe von Marcel Halstenberg.

In der Anfangsphase presste RB die Bayern meist in die eigene Hälfte und dominierte die aufgeladene Partie. Erst nach einer halben Stunde sendete der Rekordmeister dank Lewandowski ein erste Signal: Der Pole tanzte die halbe RB-Abwehr aus und passte im Strafraum auf Gnabry, der Gulacsi durch die Beine schoss, doch dahinter klärte Konaté.

Der Wachrüttler für die Münchner. Gnabry (39.) prüfte danach mit einem sehenswerten Volleyschuss aus Nahdistanz RB-Keeper Gulacsi. Leipzig konterte: In der 40. Minute ging es schnell über nur drei Stationen, doch den Schuss von Timo Werner aus 15 Metern parierte Bayern-Keeper Sven Ulreich aber problemlos.

Nach dem Wechsel waren die Bayern sofort wieder da. David Alaba (49.) zog von der Strafraumkante ab und zwang Gulacsi zur Fußabwehr. Im folgenden Angriff konnte der bislang überragende RB-Innenverteidiger Konaté per Kopf nur zur Mitte des Strafraums klären, dort kam aber Goretzka und hämmerte den Ball aus dem Sprung ins Tor. Die Bayern-Fans waren aus dem Häuschen, Schiedsrichter Manuel Gräfe nahm den Treffer nach Rücksprache mit dem Videoassistenten aus Köln wegen Abseitsposition von Lewandowski aber dann wieder zurück. Die Bayern hatten auch danach die besseren Chancen. Erst köpfte Thomas Müller (63.) nur knapp übers Tor, dann schlenzte David Alaba (66.) den Ball an die Latte – Gulacsi war da längst geschlagen.


(dpa)

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