Notizen von der Weltmeisterschaft in Russland

Die Deutsche Presse-Agentur präsentiert kuriose und interessante Geschichten von der Fußball-Weltmeisterschaft.

SELBSTVERSORGER: Uruguays Nationalspieler müssen während der WM im Team-Quartier in Nischni Nowgorod nicht auf ihre gewohnte Nahrung verzichten. Eigens für die Endrunde flog der Verband 180 Kilogramm Yerba Mate Tee, 30 Kilogramm Dulce de leche – ein Milchkaramell-Brotaufstrich – sowie jeweils 80 Kilogramm süße Quitten und Süßkartoffeln ein, berichtete Mannschaftskoch Aldo Cauteruccio.

KNEIPEN-VERZICHT: Islands Fußball-Nationaltrainer Heimir Hallgrimsson bricht vor dem ersten WM-Spiel in der Geschichte des Landes mit einer Tradition und verzichtet auf einen Besuch bei den Fans in einem Pub. «Das Spiel ist zu früh. Ich werde davor nicht in einen Pub gehen», sagte Hallgrimsson am Freitag vor dem Duell mit Argentinien. Anpfiff in Moskau ist am Samstag um 16.00 Uhr Ortszeit. Üblicherweise geht der Zahnarzt vor Länderspielen immer in eine Kneipe zu den Fans und berichtet von der Aufstellung und der Taktik für das Spiel. «Das ist nur möglich, weil wir so wenige sind und uns deswegen besser kennen und mehr vertrauen», sagte Hallgrimsson.

WELTREISE: Drei Jahre mit Auto und Schiff von Argentinien zur Fußball-WM nach Russland: Für Lionel Messi und seine Auswahlkollegen hat ein Pärchen aus Mendoza ein ungewöhnliches Abenteuer auf sich genommen. 2015 begann die Reise. Erst durch Südamerika, dann Mexiko, Panama. Mit dem Schiff ging es nach Belgien, mit dem Auto unter anderem über Berlin nach Russland. «Warum nicht», sagt Marianna, 24 Jahre alt. Immer dabei: Hund Drako. «Unsere Security», sagt Tomislav, 28 Jahre alt, als er den Kofferraum öffnet, wo der Vierbeiner ein Schläfchen gehalten hat. Auf einem Parkplatz vor dem WM-Camp der Argentinier in Bronnitsy haben sie es sich gemütlich gemacht.

TOILETTENLIMIT: Ihr Pressezentrum samt der öffentlichen Toiletten riegeln die Sicherheitskräfte der belgischen Nationalmannschaft nach Training und Pressekonferenz ab. In einem benachbarten Zelt kann zwar noch am TV die WM verfolgt werden, für dringende Bedürfnisse müssen Journalisten und Fans dann aber die umliegenden Dixi-Klos aufsuchen.

FUSSBALL? TENNIS!: Marina ist in Wolgograd eine der vielen freiwilligen Helferinnen. Für sie ist die WM eine gute Gelegenheit, wieder mal länger ihre Eltern zu sehen. Denn Marina kommt zwar aus der Stadt an der Wolga, doch mittlerweile lebt sie in Moskau und lehrt dort Ökonomie an einer Schule. Für die WM hat sie sich nun extra Urlaub genommen. Ein Fußball-Fan ist sie aber nicht. «Ich mag lieber Tennis», sagt sie. Maria Scharapowa ist eines ihrer Idole. «Vielleicht werde ich während der WM Fußball-Fan», meint Marina.

REGENBOGEN: Schwedens Politiker bleiben der WM in Russland fern, auch die Spieler und Trainer Janne Andersson äußern sich durchaus kritisch zur politischen Lage im Gastgeberland Russland. Auf das Tragen von regenbogenfarbenen Schnürsenkeln werden die Spieler allerdings verzichten. Das hat der schwedische Verband entschieden. Man könne nicht an jedem Protest teilnehmen, hieß es zur Begründung. Die Schnürsenkel wurden von Abgeordneten des Europäischen Parlaments, die sich für die Rechte homosexueller Menschen einsetzen, an alle europäischen Teilnehmer an der Fußball-WM geschickt.

TIERISCH: Bei den Jubelfeiern nach dem russischen WM-Auftaktsieg (5:0 gegen Saudi-Arabien) ist ein dressierter Braunbär durch die Straßen von Moskau gefahren worden. Auf der Rückbank eines grünen Oldtimers saß das Tier, tutete in eine Vuvuzela und animierte mit erhobenen Pfoten die Passanten zum Klatschen. Videos der Aktion stießen im Internet teils auf Begeisterung, teils auf Entrüstung: Die Zurschaustellung sei Tierquälerei. Den Aufschriften auf dem Oldtimer nach scheint der Bär häufiger in Moskau unterwegs zu sein – vermutlich als Einnahmequelle für seinen Besitzer.

DICKE KUMPELS: Sie verstehen sich einfach, Lionel Messi und Sergio Agüero. Vom Hinflug nach Russland posteten sie ein Bild aus dem Flieger – nebeneinander sitzend, natürlich. Im WM-Camp vor den Toren Moskaus in Bronnitsy teilen sich der Superstar des FC Barcelona und Kumpel Agüero von Manchester City ein Zimmer. Das Beste: Die Chancen, dass der bald 31 Jahre alte Messi auch im ersten WM-Spiel auf seinen ein Jahr jüngeren Mitstreiter bauen kann, stehen gut. Und das, nachdem Agüero sich vor zwei Monaten am Knie operieren lassen musste.

VERSCHLOSSEN: Das Pressezentrum der Schweden steht Journalisten aus der ganzen Welt offen. Am Freitag jedoch, einen Tag vor der Abreise zum ersten Gruppenspiel gegen Südkorea, geben sich die Schweden verschlossen. Nur schwedische Medienvertreter dürfen für einen Termin ins Mannschaftshotel kommen und können dort mit Sportchef Lasse Richt sprechen – sowie dem Scout und dem Koch.

ZWIETRACHT: Das WM-Gruppenspiel zwischen Deutschland und Schweden birgt im Hause von Basketball-Superstar Dirk Nowitzki ganz besondere Brisanz. «Meine Frau hat schon angekündigt, dass sie den Kindern schwedische Trikots anziehen wird. Ich sitze dann da als einziger im Deutschland-Hemd», sagte der Profi der Dallas Mavericks in einem Interview auf der Homepage seiner Stiftung. Die DFB-Elf trifft im zweiten Gruppenspiel am nächsten Samstag auf Schweden. Nowitzkis Ehefrau Jessica ist Schwedin und zudem die Schwester von Verteidiger Martin Olsson, der bei der WM für sein Heimatland spielt.

(dpa)