Notizen von der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland

Die Deutsche Presse-Agentur präsentiert kuriose und interessante Geschichten von der Fußball-Weltmeisterschaft.

SEX-VERBOT? Da mussten Islands Fußball-Trainer Heimir Hallgrimsson und sein Kapitän Aron Einar Gunnarsson herzlich lachen. Denn es kursierte angeblich das Gerücht, dass für Mitglieder des Teams bei der WM ein Sex-Verbot gelte. Ein Reporter wollte das vor dem Gruppenspiel in Wolgograd gegen Nigeria nun genauer wissen und fragte in der delikaten Sache nach. «Der Sex ist nicht verboten, das ist Quatsch», stellte Hallgrimsson am Donnerstag klar.

CANARINHO: Es gibt wohl keinen anderen Fußballverband bei dieser WM, der sein Maskottchen so offensiv vermarktet wie der brasilianische. Canarinho heißt der menschengroße Kanarienvogel, der zuletzt immer wieder durch die Straßen von Sotschi spazierte, wo die Brasilianer ihr WM-Quartier haben. Aktuell macht der knallgelbe Canarinho Selfies mit Kindern und Erwachsenen in St. Petersburg, wo die Selecao gegen Costa Rica spielt. Canarinho wird bei seinen Spaziergängen teilweise von einer CBF-Reporterin begleitet, die das Ganze moderiert und kommentiert. Das kann man sich dann – zum Teil live – in den sozialen Netzwerken anschauen.

BESTENS BETREUT: Gleich vier Greenkeeper standen beim Training von Spaniens Ersatzspielern nach dem 1:0-Sieg gegen Iran am Rande des Rasens. Die Männer in den grasgrünen Shirts und dunkelgrünen Hosen überwachten bei brütender Hitze die Sprinkleranlage und traten kaum sichtbare Löcher im Rasen zu. Das Teamcamp des Weltmeisters von 2010 ist die topmoderne Akademie des FC Krasnodar, der seinen prominenten Gästen den Platz bis ins Detail hergerichtet hat. So sind auf den Sichtschutzplanen die Namen aller 23 Spieler aufgedruckt.

SCHULDFRAGE KLÄREN: Ist Sergio Ramos schon wieder schuld? Nachdem sich England-Trainer Gareth Southgate beim Joggen die rechte Schulter ausgekugelt hat, spricht die Zeitung «Telegraph» von «einer der bizarrsten Verletzungsmeldungen der WM», und Fans und Medien spinnen im Internet amüsante Verschwörungstheorien. Demnach habe nämlich Spanien-Kapitän Ramos den England-Coach beim Joggen attackiert, ähnlich wie schon den Liverpool-Stürmer Mohamed Salah im Champions-League-Finale mit Real Madrid. Auch Salah war bei dem Zweikampf mit Ramos an der Schulter verletzt worden. Einziger Haken an der Theorie: Die Engländer sind in Repino bei St. Petersburg untergebracht, Ramos und die Spanier haben ihr WM-Quartier rund 1600 Kilometer südöstlich davon in Kasan.

MAULKORB: Die Mixed Zone in den Stadien ist bei der WM eigentlich eine Stätte der Begegnung und Kommunikation. Die Journalisten fragen, die Spieler antworten. Nicht so bei Saudi-Arabien. Nach dem ordentlichen Auftritt beim 0:1 gegen Uruguay stiefelten die Spieler – offenbar auf Geheiß des Verbandes – kommentarlos davon und winkten bei jeder Anfrage nur ab. Reden durfte nur einer: Trainer Juan Antonio Pizzi auf der offiziellen Pressekonferenz.

PLAYSTATION UND PLAUSCH: Langweilig wird es den Belgiern nicht, auch wenn sie im westlich von Moskau gelegenen Dedowsk in einem ziemlich ruhigen Örtchen wohnen. An freien Tagen beschäftigen sich Kapitän Eden Hazard und Kollegen an der Konsole oder beim Kartenspielen. «Wenn wir online zocken, sind wir manchmal mit 15 Leuten im selben Spiel eingeloggt», verriet Verteidiger Thomas Meunier. Zudem schauen sich die Roten Teufel natürlich auch fleißig Spiele der Konkurrenten bei der Fußball-WM an.

MITTEN UNTER IHNEN: Cristiano Ronaldos Sonderstellung in Portugals Nationalmannschaft ist unbestritten. Die Mitspieler schauen voller Respekt zu ihrem Kapitän auf. Doch eines betonen sie auch immer wieder: Ronaldo ist einer von ihnen und gibt alles für die Mannschaft. Eine exponierte Position auf dem Mannschaftsfoto entlang des Medienzentrums der Portugiesen in Kratowo vor den Toren von Moskau braucht er nicht. Ronaldo steht nicht etwa über dem Team, er führt die lange Reihe auch nicht als Erster an. Der 33-Jährige befindet auf dem Foto des 23-köpfigen WM-Kaders einfach mittendrin.

AUFSCHAUEN: In Wolgograd stößt man fast an jeder Ecke auf einen Lenin. Hier ein Denkmal, dort ein Denkmal. Lenin war der Deckname des russischen Revolutionärs Wladimir Uljanow, der am Ende des Ersten Weltkriegs auf den Trümmern des Zarenreichs die Sowjetunion gründete. Ein besonders imposantes Denkmal findet sich am Ufer des Wolga-Don-Kanals im Bezirk Krasnoarmejskij. Dort steht die größte Lenin-Statue Russlands, die zugleich eine der größten der Welt ist, die eine reale Person abbildet. 57 Meter ist das Monument hoch.

(dpa)