Nordkorea schickt Eishockey-Spielerinnen zu Olympia

Seoul – Knapp zwei Wochen vor Beginn der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang sind zwölf Spielerinnen der nordkoreanischen Eishockey-Nationalmannschaft in Südkorea eingetroffen.

Die Nordkoreanerinnen sollen auf Beschluss der beiden Länder und des Internationalen Olympischen Komitees bei den Winterspielen in Südkoreas Auswahl mitspielen und so ein Signal der Einheit setzen. Die Spielerinnen seien zusammen mit einem Trainer und zwei Betreuern über eine Straßenverbindung im Westteil der stark bewachten innerkoreanischen Grenze eingereist, teilte das Vereinigungsministerium in Seoul mit. 

Sie seien froh, «mit den südkoreanischen Spielerinnen vereint zu sein», sagte der nordkoreanische Coach Pak Chol Ho laut südkoreanischer Sender nach der Ankunft im staatlichen Trainingszentrum in Jincheon. Trotz der kurzen Zeit könnten sie gemeinsam ein gutes Ergebnis erzielen, wenn die Athletinnen zusammenarbeiteten. 

Das IOC hatte die Verantwortung für das vereinte Team der Trainerin der südkoreanischen Nationalmannschaft, Sarah Murray, zugesichert. Zuerst wollte Murray mit einem getrennten Training der Athleten beider Länder beginnen und erst in der nächsten Woche gemeinsame Übungen durchführen. Vor ihrem Auftaktspiel bei den Winterspielen am 10. Februar stand für die gesamtkoreanische Mannschaft noch ein Testspiel am 4. Februar gegen Schweden auf dem Programm.  

Wenn das gemeinsame Team antritt, wäre es die erste vereinte Mannschaft von Süd- und Nordkoreanern in einer Sportart bei Olympia. Das Vorhaben ist in Südkorea allerdings umstritten. Es wird befürchtet, dass einigen südkoreanischen Spielerinnen die Chance für einen Einsatz genommen werde. 

Südkoreanische Spielerinnen und Trainerin Murray hatten die Entscheidung öffentlich kritisiert. Sie sei perplex und enttäuscht, sagte Nationaltorhüterin Shin So Jung der Zeitung «Chosun Ilbo». Ihre Mitspielerinnen seien «frustriert und entmutigt», fügte sie hinzu. Umfragen zufolge sind mehr als 70 Prozent der Südkoreaner gegen ein gesamtkoreanisches Eishockey-Team, zumal die Nordkoreanerinnen sportlich eher keine Verstärkung sein dürften.

Laut IOC-Beschluss darf das Team «Korea» einschließlich der 23 Südkoreanerinnen 35 Spielerinnen umfassen. Die Größe des Kaders bleibt jedoch für jedes Match auf 22 beschränkt. Mindestens drei Nordkoreanerinnen müssen jedes Mal dabei sein. 

Südkoreas Außenministerin sieht die gemeinsame koreanische Eishockey-Mannschaft als Chance für weitere Annäherung. «Wir versuchen, das meiste aus dieser Möglichkeit zu machen und diese Teilnahme so reichhaltig und robust wie möglich zu gestalten», sagte Kang Kyung-wha in Davos auf eine Frage der Deutschen Presse-Agentur. Die nordkoreanischen Athleten sollten nach Südkorea kommen, an den Spielen teilnehmen und andere Sportler treffen. «Vielleicht können wir so diesen Moment des Dialogs fortsetzen», sagte die Ministerin am Rande des Weltwirtschaftsforums.

«Offenbar haben die jüngere Generation und auch einige ältere Menschen andere Ansichten. Aber aus Sicht der Regierung ist das eine Chance.»Süd- und Nordkorea hatten sich zuletzt nach längerer Funkstille wieder angenähert. Die Annäherung hatte die Angst vor einer Eskalation des Streits um das nordkoreanische Atomprogramm kurz vor den Winterspielen erheblich verringert. Nordkorea hatte zugesagt, neben Athleten und einer Regierungsdelegation auch eine Fangruppe sowie Künstler und ein Taekwondo-Showteam anlässlich der Spiele in den Süden zu schicken. Mit dem IOC wurde vereinbart, dass nordkoreanische Sportler in fünf Disziplinen antreten können: neben dem Eishockey auch im Eiskunstlauf, Shorttrack, Ski Alpin und Skilanglauf. 

(dpa)

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