St. Petersburg – Mit der geplatzten Geburtstags-Party in Russland gingen Gernot Rohr und Leon Balogun höchst unterschiedlich um.
Zwei Tage vor ihrem Ehrentag durften sich der deutsche Trainer Nigerias und der gebürtige Berliner mit nigerianischem Vater für 35 Minuten als Achtelfinal-Teilnehmer fühlen, doch das argentinische Siegtor zum 2:1 bedeutete das Ende des WM-Traums.
«Es sind einige Tränen geflossen, auch von mir», gestand Balogun, der am Donnerstag 30 wird. Er fügte hinzu: «Das muss man erst einmal ein paar Tage sacken lassen. Und dann kann ich mir vorstellen, dass es Momente gibt, in denen ich einfach mal nur rumschreie, weil mich so aufrege, wie dämlich wir das Spiel verlieren.»
Rohr, der ebenfalls am Donnerstag 65 wird, hatte beim Schlusspfiff für eine ganze Weile regungslos in den Nachthimmel von St. Petersburg geschaut. Kurz darauf blickte er schon wieder nach vorne. «Alles, was gefehlt hat, waren Erfahrung und Glück», sagte der Ex-Profi des FC Bayern – und versicherte, seinen bis 2020 laufenden Vertrag erfüllen zu wollen. «Ich will mit dieser Mannschaft weitermachen. Ich habe ein gutes Gefühl bei ihr. Die nächste spannende Etappe ist der Afrika-Cup 2019.»
Im Hinterkopf hat Rohr nach seinem Debüt auf der ganz großen Fußball-Bühne sicher auch die WM 2022. Offen darüber sprechen will er aber nicht. Sicher ist für ihn, «dass Nigeria dann eine sehr starke Mannschaft haben wird. Denn diese Gruppe hat einen guten Cocktail aus Talent, Leidenschaft und Disziplin.»
Mit seiner Aufbauarbeit seit 2016 hat Rohr sogar seine Kritiker wie den früheren Weltklassespieler und heutigen TV-Experten Jay-Jay Okocha überzeugt. «Der Trainer hat seine Sache gut gemacht», sagte der ehemalige Frankfurter, der Rohr stets kritisch gesehen hat. Nun warb er sogar für eine langfristige Zusammenarbeit mit ihm: «Jetzt geht es um Kontinuität.»
Seinen eigenen großen Wunsch konnte Rohr sich aber nicht erfüllen. «Ich würde gerne meinen Geburtstag bei der WM feiern», hatte der seit Jahren in Lège-Cap-Ferret bei Bordeaux lebende Coach gesagt. Sein Traum: «Im Achtelfinale auf Frankreich zu treffen, wäre fantastisch.»
Daraus wurde nichts. Nun treffen stattdessen die Argentinier am Samstag auf das Team aus Rohrs Wahlheimat. Der Coach und Balogun dürfen ihre Geburtstage zu Hause feiern. Was der Innenverteidiger mit gemischten Gefühlen bewertet. «Ich kann dem Ganzen etwas Positives abgewinnen: Ich werde an meinem Geburtstag meine Familie sehen», sagte er: «Aber ehrlich gesagt hätte ich ihn lieber in Russland gefeiert und meine Familie hierher eingeladen.»
Den Wunsch nach einer weiteren WM-Teilnahme in vier Jahren sprach Balogun im Gegensatz zu seinem Trainer klar aus. «2022, mit 34 als alter Knochen noch einmal eine WM spielen zu können, wäre riesig», betonte er. Da diese im Winter stattfindet, könnten sein Trainer und er dann ihre Geburtstage auf jeden Fall in Ruhe zu Hause feiern.
(dpa)