Neuer-Verletzung trübt Bayern-Freude

München (dpa) – Für 19 Uhr am Sonntagabend war Manuel Neuer in der Staatskanzlei in Düsseldorf erwartet worden. Ministerpräsident Armin Laschet wollte dem Fußball-Nationaltorhüter «für seinen vorbildlichen sozialen Einsatz» den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen verleihen.

Doch gegen 17 Uhr rief Bayern-Präsident Uli Hoeneß bei Laschet an und sagte ab. Neuer hatte sich beim 4:1 (2:0) bei Fortuna Düsseldorf verletzt, musste ausgewechselt werden und humpelte mit Krücken aus dem Stadion. Als der gebürtige Gelsenkirchener eigentlich seinen Orden entgegennehmen sollte, befand er sich im Krankenhaus.

«Muskelfaserriss bei Neuer», lautete in der Nacht zum Montag die niederschmetternde Diagnose, die der FC Bayern auf seiner Website veröffentlichte. Das habe die eingehende Untersuchung durch die Vereinsärzte Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt und Peter Ueblacker ergeben. Der Kapitän und Nationaltorhüter werde dem Verein damit «rund 14 Tage feheln», hieß es. Oberschenkelprobleme bei Abwehrspieler Mats Hummels, der kurz vor Schluss ausgewechselt wurde, wurden demnach als Zerrung diagnostiziert.

«Er hat gesagt, er habe direkt ein Ziehen in der Wade gemerkt», beschrieb Abwehrspieler Niklas Süle die ungewöhnliche Aktion, in der Neuer einen Ball stoppen wollte und mit einem Bein wegrutschte: «Er hat auch sofort gerufen: Schieß ihn aus.»

«Es ist dieselbe Wade, die ihm vor zwei Wochen schon Probleme bereitet hat. Wenn er sich verletzt hat, würde uns das schon treffen», sagte Trainer Niko Kovac. Der Coach betonte freilich auch: «Wir haben in Sven Ulreich einen sehr guten Torhüter und haben das absolute Vertrauen in ihn.»

Sein Können durfte Ulreich zuletzt öfter als vermutet zeigen. Weil Neuer immer wieder ausfiel. In der Rückrunde verpasste der 33-Jährige schon zwei Spiele wegen einer Daumenverletzung und eines wegen Wadenproblemen. In der vergangenen Saison war er wegen eines Mittelfußbruches nur auf drei Liga-Einsätze gekommen.

Seine Verletzung war aber die einzige schlechte Nachricht an diesem Sonntag für den FC Bayern. Mit meisterlicher Souveränität hatte der Titelverteidiger den zuletzt starken Aufsteiger Düsseldorf komplett beherrscht und Rivale Borussia Dortmund so nach nur einer Nacht wieder an der Tabellenspitze abgelöst.

«Den ersten Platz wollen wir jetzt nicht mehr hergeben», sagte Kovac. Sportdirektor Hasan Salihamidzic betonte: «Wir haben alles in den eigenen Händen. Es liegt an uns.» Und auch die Spieler strotzten vor mia-san-mia-Selbstvertrauen. «Ich glaube schon, dass Dortmund gefestigt ist», sagte Süle: «Aber wir sind einen Punkt vorne. Wir müssen einfach unsere Aufgaben machen.»

Auch die handfeste Trainingsrangelei zwischen Robert Lewandowski und Kingsley Coman vom Donnerstag bewerteten alle nun locker. «Die beiden wissen auch, dass sie sich nicht im Training aufs Maul hauen sollten», sagte Süle. Salihamidzic meinte schmunzelnd: «Die Aggressivität aus dem Training haben wir gut umgesetzt.»

In Coman wurde avancierte einer der Raufbolde zum besten Mann auf dem Platz. Mit seinem Doppelschlag (Salihamidzic: «Ein gutes Wortspiel») zum 2:0 (15./41.) sorgte er früh für Gelassenheit. Serge Gnabry (55.) und Leon Goretzka (90.+2) sorgten für den klaren Sieg. Das 1:3 hatte Bayerns Hinspiel-Schreck Dodi Lukebakio per Handelfmeter erzielt (89.).

«Ich freue mich, dass er die beiden Tore erzielt hat», sagte auch Lewandowski, der Coman auf dem Platz auch herzlich gratulierte. Der Sportdirektor lobte den Franzosen überschwänglich. «Was er alles kann, ist einmalig», sagte Salihamidzic: «Er hat schon viele Rückschläge hinnehmen müssen. Aber er wird fitter und fitter. Und er kann noch viel mehr.»

(dpa)