«Negativlauf beenden»: Druck auf Schalkes Wagner wächst

Düsseldorf – Die Arbeitsbeziehung zwischen David Wagner und dem FC Schalke 04 begann stürmisch und verheißungsvoll. Knapp elf Monate später wird die erste ernsthafte Krise von Woche zu Woche schlimmer.

Ob sie überwunden wird, scheint nach dem 1:2 (0:0) bei Fortuna Düsseldorf, das teilweise einem Offenbarungseid gleichkam, fraglich. Der Druck auf Wagner wird größer, der Unmut auf Schalke vor dem Spiel am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen den nächsten Abstiegskandidaten Werder Bremen wächst.

Zehn sieglose Spiele in Serie mit 3:24 Toren für das nun schlechteste Rückrundenteam der Liga – hätte es nicht die starke Hinserie mit 30 Punkten gegeben, müsste der Tabellen-9. wohl noch ernsthaft um den Klassenverbleib bangen. Die Hoffnung auf Schalke war groß, die Krise, die Anfang des Jahres begonnen hatte, während der zehnwöchigen Corona-Pause überwunden zu haben. Stattdessen setzte es drei Klatschen in Dortmund (0:4), gegen Augsburg (0:3) und in Düsseldorf. An eine Europapokal-Rückkehr ist aktuell nicht zu denken.

«Wir können uns nicht so präsentieren wie in den letzten drei Spielen. Das ist ein gehöriger Negativlauf, den müssen wir schnellstens beenden. Am besten am Samstag» sagte Sportvorstand Jochen Schneider. Für den Trainer könnte die Aufgabe gegen den Vorletzten Bremen bereits ein erstes Endspiel werden. «In erster Linie ist für alle eine gute Leistung Pflicht», sagte Schneider weiter. «Es ist nicht richtig, es alleine am Trainer festzumachen. Da gehören alle im Verein dazu.» Bei diesem Statement schwang indes mit, dass es eben auch mit am Trainer festzumachen sei.

Der hatte es gegen den nach wie vor vom Abstieg bedrohten Drittletzten mit einer mutlosen Mauertaktik versucht und einzig auf Konter gesetzt. «Angesichts der schwierigen Situation ist das für die Mannschaft die einzig richtige Variante, um erfolgreich zu sein», rechtfertigte sich Wagner und fügte einen Satz hinzu, der aufhorchen ließ: «Für alles andere haben wir derzeit keine Möglichkeiten.»

Gemeint waren mangelndes Selbstvertrauen und viele verletzte Stammspieler. Doch Experten wie der frühere Champions-League-Sieger Dieter Hamann auf Sky werteten es als «Armutszeugnis», dass gegen einen Abstiegskandidaten kein anderes Spiel drin sei, zumal noch etliche Nationalspieler auf dem Platz standen. Dramatischer dürfte sein, dass es Schalke bei der Fortuna, der 2020 zuvor kein Heimsieg gelungen war, trotz der Mauertaktik nicht schaffte, nach der glücklichen Führung durch Weston McKennie (53.) nicht wenigstens einen Punkt mitzunehmen. «Dass das in unserer Situation noch mehr wehtut als ohnehin schon, das ist auch klar», räumte Wagner ein.

«Die Wucht dieses Clubs mit der Emotionalität der Fans», begeistern mich», hatte der 48-Jährige nach seinem Einstand auf Schalke im vergangenen Jahr geschwärmt. Die Hinserie beendete S04 mit 30 Punkten gleichauf mit dem Erzrivalen Borussia Dortmund. Nach elf Spielen der Rückrunde trennen beide Clubs Welten. Die Wucht des Vereins bekommt Wagner nun in die andere Richtung zu spüren.

Natürlich hat die Krise auch Gründe, die Wagner kaum verantworten kann. Da ist zum Beispiel das ungeheuere Verletzungspech. In Düsseldorf fehlten in Amine Harit, Omar Mascarell, Suat Serdar, Benito Raman und Benjamin Stambouli fünf Leistungsträger. Da ist die Torhüterproblematik, die Wagner moderieren muss, seitdem der eigentliche Stammkeeper und Kapitän Alexander Nübel überraschend angekündigt hat, in der kommenden Saison lieber bei Bayern München auf der Bank sitzen zu wollen und dies nun auf Schalke tut. Markus Schubert (21) als Ersatz mag Talent haben, patzte gegen Düsseldorf vor dem 1:1 durch Hennings aber erneut. Dafür kann Wagner nichts.

Seine destruktive Mutlos-Taktik aber ließ Fragen offen, die angesichts eingeschränkter Zugangsmöglichkeiten für Medien in Corona-Zeiten teilweise unbeantwortet blieben. Generell sei es «natürlich nicht» der Anspruch für Schalke, sich gegen einen Gegner wie Fortuna Düsseldorf einzuigeln, rügte Sportvorstand Schneider, der dies nicht als Kritik an Wagner verstanden wissen wollte. Weitere Aussagen von ihm sollten dem Schalker Trainer aber gefährlich vorkommen. «Es ist extrem enttäuschend, hier zu verlieren. Es war kein gutes Spiel, das kann man nicht schönreden», sagte Schneider.


(dpa)

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