New York – Novak Djokovic? Im Achtelfinale mit Problemen an der Schulter raus. Roger Federer? Zurück in der Schweiz mit Schmerzen am Rücken. Nach dem überraschend frühen Ausscheiden der beiden Topstars scheint der Weg bei den US Open frei für Rafael Nadal.
Als Letzter der großen Drei ist der Spanier nun der Top-Favorit auf den Titel in New York. Auf dem Weg zum vierten Triumph in Flushing Meadows kann Nadal nur noch von einem Tennis-Trio aufgehalten, das vor dem Turnier kaum jemand neben Nadal im Halbfinale erwartet hätte. Die vier Halbfinalisten im Überblick:
Rafael Nadal (33 Jahre alt/Nummer zwei der Welt/Spanien): Nadal ist bislang weitgehend mühelos durch das Turnier marschiert. Der Spanier hat erst einen Satz abgegeben, zeigt sich in einem körperlich guten Zustand und wie immer hoch motiviert. Das Aus von Djokovic und Federer gibt ihm die große Chance, zum vierten Mal in New York zu gewinnen. 2018 musste Nadal im Halbfinale gegen den Argentinier Juan Martin del Potro aufgeben, nachdem er sich zuvor gegen Dominic Thiem aus Österreich im Viertelfinale völlig verausgabt hatte. Der Mallorquiner hat also noch was gutzumachen, geht gegen den Italiener Matteo Berrettini am Freitag als klarer Favorit auf den Platz. «Ich bin sehr zufrieden, wie es läuft. Ich fühle mich gut, aber Matteo hat auch seine Waffen», sagte Nadal.
Matteo Berrettini (23/Italien/25.): Der Italiener krönt in New York seine Durchbruch-Saison. Mit Titeln in Budapest und Stuttgart machte der Römer auf sich aufmerksam. In Wimbledon war er im Achtelfinale gegen Roger Federer noch völlig chancenlos. Nun will er es gegen Nadal im bislang größten Match seiner Karriere besser machen. Die Frage ist: Wie fit ist Berrettini noch? Das Viertelfinale gegen den Franzosen Gael Monfils über vier Stunden hat viel Kraft gekostet. In Italien wird der Shootingstar längst gefeiert. Schließlich ist er der erste Italiener im Halbfinale von New York seit 42 Jahren. Bei den Damen standen sich 2015 in Roberta Vinci und Flavia Pennetta sogar zwei Italienerinnen im Endspiel gegenüber. «Natürlich sind sie Inspiration für mich», sagte Berrettini.
Daniil Medwedew (23/Russland/5.): Medwedew ist der Mann der Stunde auf der ATP-Tour. Der Russe hat die Hartplatzsaison bestimmt wie kein anderer. Finale in Washington, Finale in Montreal und der Sieg in Cincinnati – Medwedew ist als Geheimfavorit nach New York gereist und seiner Rolle dort absolut gerecht geworden. Im Achtelfinale beendete er die US-Open-Reise des deutschen Qualifikanten Dominik Koepfer, danach warf er den Schweizer Stan Wawrinka raus. Allerdings macht der Russe nicht nur sportlich von sich reden. Er hat sich auch schon mehrfach mit dem New Yorker Publikum angelegt. Zudem wirkt Medwedew etwas müde. Nach eigener Aussage spielt er seit Tagen mit Schmerzen. «Mir tut einfach alles weh.» Ob dieser Zustand für den starken Federer-Bezwinger Dimitrow reicht, bleibt abzuwarten.
Grigor Dimitrow (28/Bulgarien/78.): Dimitrow ist von den vier Profis im Halbfinale am schlechtesten platziert. Bis auf Rang 78 ist der Bulgare abgerutscht, den viele vor ein paar Jahren bereits als neuen Roger Federer bezeichnet hatten. Doch Verletzungen, mangelnder Ehrgeiz und Kapriolen neben dem Platz brachten die Karriere ins Stocken. Auch in diesem Jahr läuft nicht alles rund, weshalb seine beiden Trainer Andre Agassi und Radek Stepanek sogar auf eine Reise nach New York verzichtet haben. «Wahrscheinlich sollte das eine Art Tritt in den Hintern für mich sein», sagte Dimitrow. Auf jeden Fall scheint die Abwesenheit der beiden Ex-Profis gewirkt zu haben. Gegen Federer zeigte der Bulgare seine beste Leistung in diesem Jahr und steht nun im dritten Grand-Slam-Halbfinale seiner Karriere.
(dpa)