Nach zwei Hallen-Medaillen: Köhler hat «Bock auf Freiwasser»

Glasgow – Das große Ziel ist erreicht, doch die EM noch lange nicht vorbei. Doppel-Medaillengewinnerin Sarah Köhler hat nach ihrem großen Tag mit Silber und Bronze bei den European Championships Lust auf mehr.

Über 400 Meter am Donnerstag besitzt sie ebenfalls das Potenzial, ganz vorne mitzumischen. Und wenn das Tollcross International Swimming Centre danach seine Türen schließt, geht’s 30 Kilometer Luftlinie entfernt einfach draußen weiter. «Ich habe richtig Bock, im Freiwasser zu schwimmen», sagt Köhler.

Dass die Frankfurterin Ausdauer hat, demonstrierte sie am Dienstag: Zunächst feierte Köhler über 1500 Meter in deutscher Rekordzeit ihre ersehnte erste EM-Medaille, dann leistete die Freistilschwimmerin ihren Beitrag zu Staffel-Bronze über 4 x 200 Meter. Als Chefbundestrainer Henning Lambertz mit der Idee des Doppelstarts am Mittag zu ihr gekommen sei, habe sie nicht lange überlegen müssen, erklärt Köhler. «Wenn ich gefragt werde, steht es außer Frage, dass ich mich natürlich fürs Team einsetze.»

Und die Mannschaft zweifelte trotz der nur kurzen Erholungspause nicht an der 24-Jährigen. «Wir haben Vertrauen zu ihr», sagte Schlussschwimmerin Annika Bruhn. «Wenn sie sagt, sie kann schwimmen, dann schwimmt sie auch schnell.» Das Team habe mit Köhler zwar keine Wechsel geübt, «aber es hat ja geklappt.»

Daran, dass es klappen konnte – in der Staffel und zuvor alleine -, hat auch die Mannschaft ihren Anteil. Gute Laune und Zuversicht waren Köhler nach dem enttäuschenden vierten Platz auf der 800-Meter-Strecke kurzzeitig abhanden gekommen. Doch sie bewies Comeback-Qualitäten. «Wir haben sie gepuscht, wollten Freude verbreiten», sagte Bruhn.

Köhlers Trainer, ihre Sportpsychologin und ihr Freund Florian Wellbrock sprachen ihr ebenfalls Mut zu. «Wenn einer mal einen schlechten Tag hat, hat der andere einen guten und dann baut man sich zu Hause auf», beschrieb der Europameister über 1,5 Kilometer den Zusammenhalt des Paars.

Mentale Aufbauarbeit muss bei Köhler nun erstmal niemand mehr leisten. Der große Druck, unbedingt die erste Medaille auf der Langbahn bei einem Saisonhöhepunkt holen zu wollen, ist weg. «Je näher ich an meine Bestzeit rankomme, desto besser», sagt Köhler vor ihrem letzten Rennen in der schottischen Halle und klingt dabei ziemlich entspannt. In Europa schwammen über 400 Meter dieses Jahr nur drei Frauen schneller als sie.

Und dann gibt es ja auch noch das Ziel Freiwasser. Die kurze Reise nach Loch Lomond ist fast so etwas wie ein Pärchen-Ausflug: Im 4 x 1,25 Kilometer Rennen starten Köhler und Wellbrock zusammen.


(dpa)

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