Aachen – Rene Tebbel genoss den großen Auftritt seines Sohnes. Während Maurice Tebbel nach seinem Sieg mit der deutschen Mannschaft der Springreiter die offiziellen Pflichten beim Sponsor erfüllen musste, saß der stolze Vater ruhig in der Ecke einer Bar auf dem Aachener Reitgelände.
Vater Tebbel erklärte: «Der wird nicht verkauft.» Gemeint war Chacco’s Son, das Pferd mit dem Tebbel junior zwei fehlerfreie Runden zum Sieg der deutschen CHIO-Mannschaft beigesteuert hatte.
Große Siege machen Pferde teuer. Das gilt ganz besonders, wenn es sich wie bei Chacco’s Son um einen Hengst handelt. Mehrere Millionen Euro kostet ein gut ausgebildetes Weltklasse-Pferd. «Ich habe schon mehrere Angebote ausgeschlagen», berichtete Tebbel senior.
Chacco’s Son soll in der Familie bleiben. «Ich habe ihn als Fohlen gekauft, wir haben ihn selber ausgebildet», sagte Rene Tebbel, der als Trainer seines Sohnes und als Pferdebesitzer am Sieg der deutschen Equipe im traditionsreichen Nationenpreis von Aachen beteiligt war.
«Ich kann es noch gar nicht richtig fassen», sagte der stolze Vater. Auch Maurice Tebbel begann nur langsam zu begreifen, was er bei seinem ersten Auftritt in einer deutschen CHIO-Mannschaft geleistet hatte. «Das ist ein atemberaubendes Gefühl», sagte der junge Springreiter, während er die zahlreichen Gratulationen entgegennahm. «Ich kann es kaum erklären.»
Der 23 Jahre alte Sohn des dreimaligen deutschen Meisters hatte bei seinem Debüt im deutschen CHIO-Team die Nerven behalten und eine fehlerfreie Leistung mit Chacco’s Son gezeigt. «Das waren zwei tolle Runden», schwärmte der Neuling aus Emsbüren. Und er lobte seinen zehn Jahre alten Hengst: «Er kämpft immer für mich mit.» Dank des Vaters darf er ihn weiter reiten.
«Wir sind total happy», kommentierte Bundestrainer Otto Becker die Wiederholung des Vorjahressieges. «Das ist ein großartiges Gefühl», sagte der Coach und lobte vor allen seinen Neuling: «Speziell Maurice war unglaublich.»
Euphorisch war auch Co-Bundestrainer Heinrich-Hermann Engemann. «Das war Weltspitze, wie er mit dem Druck umgegangen ist», schwärmte der Coach, der vor allem für den deutschen Nachwuchs zuständig ist. «Wie der mit dem Druck umgeht – er ist eine richtig coole Socke.»
Tebbel gilt nun für die EM im August in Göteborg als gesetzt. Genau wie Marcus Ehning aus Borken mit Pret A Tout und Philipp Weishaupt aus Riesenbeck mit Convall. Die beiden ritten ebenfalls «Doppel-Null», wie die Reiter zwei fehlerfreie Runden nennen.
Dass Marco Kutscher aus Bad Essen mit Clenur in Göteborg zum deutschen Team gehört, ist hingegen eher unwahrscheinlich nach dem CHIO-Auftritt. Zwölf Strafpunkte im ersten Umlauf und vier im zweiten waren alles andere als eine perfekte EM-Bewerbung.
Maurice Tebbel kann die Schweden-Reise planen, auch wenn er offiziell noch nicht nominiert ist. Und dort wird Tebbel junior auch gegen Tebbel senior antreten. Denn der Vater reitet seit drei Jahren für die Ukraine, und er ist mit Hengst Cosun bereits für die EM nominiert.
(dpa)