Paderborn – Mit dem Blick auf den letzten Akt einer ganz speziellen Saison waren sich Gladbachs Trainer und seine Spieler sogar in der Wortwahl einig.
Erst «gut regenerieren» und dann noch mal «alles raushauen», so lautet der unter anderem von Coach Marco Rose und Torschütze Patrick Herrmann verkündete Plan für die kommende Woche, die für die Borussia mit dem Champions-League-Einzug enden soll. Die ersehnte und zum Greifen nahe Qualifikation für die Fußball-Königsklasse würde Mönchengladbach gleich in mehrfacher Hinsicht guttun.
Nach dem 3:1-Bundesligasieg beim SC Paderborn und der gleichzeitigen Leverkusener Niederlage in Berlin hat die Elf vom Niederrhein die Krönung von Roses Premieren-Spielzeit selbst in der Hand – die Situation birgt aber auch Gefahren.
Die größte ist die eigene Müdigkeit. Wegen der zuletzt vielen Spiele in kurzer Zeit und der Verletzungen von Leistungsträgern wie den beiden Top-Torschützen Marcus Thuram und Alassane Pléa sowie von Mittelfeld-Ass Denis Zakaria sind die Gladbacher am Limit. «Die Jungs, die da sind, machen es herausragend. Und trotzdem merkt man allen an, dass die Körner nachlassen», sagte Rose. «Wir müssen jetzt die Füße hochlegen, uns gut regenerieren und dann noch mal alles raushauen nächste Woche», war Herrmanns Formulierung.
Mit einem Heimsieg gegen Hertha BSC wäre die Borussia sicher im Wettbewerb der größten europäischen Fußballmächte dabei. Wahrscheinlich reicht auch ein Remis. Und vielleicht gar eine Niederlage, falls Bayer Leverkusen nicht gegen den FSV Mainz 05 gewinnt.
«Wir haben jetzt 62 Punkte geholt. Die Mannschaft muss mir nichts mehr beweisen, sie muss sich jetzt einfach belohnen», sagte Rose, der nach dem starken Auftritt seines Teams um den überragenden Doppelpacker Lars Stindl von der Chance auf den «ganz großen Wurf» sprach.
Tatsächlich wäre die Champions-League-Teilnahme für die Borussia nicht nur sportlich ein Highlight. Finanziell würde sie dem VfL in diesen coronabedingt besonders unsicheren Zeiten ganz andere finanzielle Spielräume verschaffen. Mit den zusätzlichen Einnahmen könnten Sportchef Max Eberl und sein Team den Kader weiter nach Roses Wünschen und zugeschnitten auf die anspruchsvolle Spielweise des Trainers punktuell verstärken.
Das personelle Gerüst für die Saison 2020/21 steht – unabhängig von der Endplatzierung. Eberl hatte zuletzt bereits angekündigt, dass Gladbach seine Topstars wie Zakaria, Thuram oder Pléa sogar im Falle einer verpassten Champions-League-Teilnahme nicht verkaufen würde. Sollten doch noch unmoralische Angebote kommen, hätte die Borussia mit der Königsklasse endgültig alle Argumente auf ihrer Seite – vor allem dann, wenn die Aussicht auf eine noch bessere Mannschaft in der kommenden Saison besteht.
Vor dem Showdown am 34. Spieltag ist die Borussia gewarnt. Wie man eine sehr gute Ausgangsposition im letzten Moment noch verspielen kann, zeigten die Gladbacher in dieser Saison bereits. In der Gruppenphase der Europa League hätte ein Remis zu Hause gegen Istanbul Basaksehir am letzten Spieltag zum Weiterkommen gereicht. Roses Mannschaft verlor die Partie in der Nachspielzeit und schied aus. Womöglich auch deshalb mahnte der 43-Jährige zur Konzentration: «Wir haben es selbst in der Hand und dementsprechend möchte ich auch, dass wir die Woche arbeiten und auftreten.»
(dpa)