Leipzig – Selbst die roten Londoner Doppeldecker-Busse können den Formel-1-Autos der kommenden Saison nichts anhaben. Der Vergleich von Mercedes-Technikchef James Allison verdeutlicht, vor welcher Herausforderung die Designer der Rennwagen 2018 mit den neuen Cockpitschutz Halo standen.
«Wir mussten das Design des Chassis so sehr verstärken, dass es ungefähr das Gewicht eines Doppeldeckerbusses aushält, der auf dem Halo liegt», sagte er. Wenn nur die Optik des umstrittenen Heiligenscheins nicht wäre. «Es ist etwas gewöhnungsbedürftig, und wir sind noch dabei, uns dran zu gewöhnen», sagte Allison.
Am 15. Februar wäre Williams eigentlich das erste Team gewesen, das seinen neuen Wagen vorstellt. Aber das amerikanische Haas-Team kam den Briten aber um einen Tag zuvor und veröffentlichte Fotos von neuen Wagen mit Ferrari-Knowhow und Antrieb. Dabei fällt der Bügel über dem Kopf durch eine geschickte schwarze Lackierung auf den ersten Blick zumindest nicht so gravierend auf wie erwartet und befürchtet worden war. Die Top-Teams Mercedes und Ferrari (22.2.) und Red Bull (19.2.) lassen sich noch bis kommende Woche Zeit, um ihre Autos für 2018 vorzustellen.
Testfahrten gab es mit der Schutzvorrichtung schon, deren Einführung im vergangenen Jahr vom Internationalen Automobilverband beschlossen worden war. Die Begeisterung hielt sich bei manchen in Grenzen. «Wenn Teile von Autos rumfliegen, wird es dich nicht schützen», meinte nach dem FIA-Beschluss der niederländische Red-Bull-Pilot Max Verstappen. Sein Fazit: «Ich verstehe nicht, warum wir es brauchen.»
Spätestens am kommenden Montag wird er wissen, wie der Schutzbügel an seinem Auto aussehen wird. Das Team von Milliardär Dietrich Mateschitz ist das erste der drei Top-Teams, das seine Wagen vorstellen wird. Branchenführer Mercedes und Ferrari leisten sich gleich bei den Präsentationen einen engen Kampf: Sie stellen den neuen Silberpfeil für Titelverteidiger Lewis Hamilton und die Rote Göttin für Haupt-Herausforderer Sebastian Vettel beide am Donnerstag kommender Woche (22.2.) vor.
Vettel sieht die neue Sicherheitsvorkehrung längst ganz pragmatisch. «Es wäre dumm und ignorant, so etwas nicht zu nutzen», hatte er einmal kommentiert. Der 30 Jahre alte, viermalige Weltmeister hatte im Sommer vergangenen Jahres beim Training zum Großen Preis von Großbritannien als erster die Alternative getestet, eine Art Schutzscheibe wie bei Kampfjets. Vettel wurde damals nach eigener Aussagen ein «bisschen schwindelig. Es war als würde man schielend durch die Gegend fahren», hatte er gesagt.
Von der Alternative verabschiedete sich die FIA seinerzeit durchaus auch überraschend und beschloss die Einführung von Halo. «Die Fans werden sich daran gewöhnen», meinte damals FIA-Renndirektor Charlie Whiting, es werde auch nicht so schlimm, wie manche dächten. Mercedes-Ingenieur Allisson machte zumindest Hoffnung für die nächsten Generationen: «Ich bin mir sicher, dass wir in den kommenden Saisons einiges machen können, damit es schöner aussieht.»
(dpa)