Mexiko-Stars in Deutschland beliebt

Sotschi – Mit dem Confed Cup in Deutschland fing alles an. 2005 entdeckte der Trainer Armin Veh dort zwei Mexikaner und holte sie ein Jahr später zum VfB Stuttgart.

Seitdem Ricardo Osorio und Pavel Pardo mit diesem Verein auf Anhieb deutscher Meister wurden, ist die Fußball-Bundesliga auch für Spieler des deutschen Halbfinal-Gegners beim Confederations Cup in Russland immer attraktiver geworden.

Gleich fünf Mexikaner haben einen mehr oder weniger starken Bezug zu Deutschland, wenn beide Nationalteams am Donnerstagabend (20.00 Uhr) in Sotschi ins Finale einziehen wollen. Marco Fabian spielt bereits für Eintracht Frankfurt, der an der Schulter verletzte Verteidiger Carlos Salcedo wechselt nach diesem Turnier zu den Hessen. Der Spieler Jürgen Damm von den UANL Tigres hat einen deutschen Vater, eine mexikanische Mutter und wuchs mit ihnen in Kanada auf. Der Mittelfeldmann Andrés Guardado wiederum verließ Bayer Leverkusen in genau dem Sommer, als Javier Hernández zu der Werkself kam.

Der von allen nur Chicharito genannte Stürmer ist der mit Abstand bekannteste Spieler Mexikos, will seinen Verein Bayer Leverkusen und die Bundesliga allerdings nach zwei Jahren wieder verlassen. Der 29-Jährige betrachtet den Confed Cup und speziell das Halbfinale gegen Deutschland auch als Bühne, auf der er sich für einen neuen Club empfehlen will. Was ihm mit Karrierestationen wie Manchester United und Real Madrid in seiner Vita auch gelingen dürfte.

«Hoffentlich schießt er kein Tor gegen uns», sagte der deutsche Verteidiger Niklas Süle am Dienstag über Hernández. «Ich kenne ihn aus der Bundesliga. Das ist ein unglaublich schneller Spieler, er ist nur schwer zu verteidigen. Wenn du eng an ihm dran stehst, kannst du ihn gut in Schach halten. Du darfst aber nicht zulassen, dass er sich dreht oder von dir löst. Dann wird es gefährlich.»

Chicharito selbst sagt über die Mexikaner bei diesem Turnier: «Bei uns ist der Torschütze nicht der Held und derjenige, der einen Fehler gemacht hat, auch nicht der Sündenbock. Wir spielen zusammen, wir laufen zusammen und wir reißen uns zusammen den Hintern auf.»

Ein bisschen zum Schmunzeln ist das schon, wenn dort jemand den Gemeinsinn predigt, der dem Starkult nicht ganz abgeneigt ist. Seit einem Monat ist Hernández der alleinige Rekordtorschütze der mexikanischen Nationalmannschaft. Er hat in seinen bislang 94 Länderspielen mehr Tore erzielt (48) als Stürmer wie Jared Borgetti oder Hugo Sanchez. Trotzdem gibt es selbst in seiner Heimat noch Kritiker, die ihm einen ausgeprägten Hang zum Egoismus vorwerfen.

In der Bundesliga genießen die meisten Mexikaner jedoch einen tadellosen Ruf. «Die Azteken haben etwas Besonderes in ihren Genen. Ich habe einige Male gegen Mexiko spielen dürfen und weiß, wovon ich spreche. Die laufen ohne Ende», sagte Frankfurts Trainer Niko Kovac.

Mexiko hat die mit Abstand finanzstärkste und attraktivste Liga Lateinamerikas. Dank der Unterstützung großer Unternehmen können sich Vereine dort sogar Stars wie den französischen Nationalspieler André-Pierre Gignac oder die halbe chilenische Nationalelf leisten.

Das ist einerseits ein Problem für den mexikanischen Fußball, weil sich seine besten Spieler bequem in der Heimat einrichten können. Das ist bei Stars wie Chicharito oder Fabian aber auch ein Vorteil, weil der Unterschied zu europäischen Ligen dadurch zwar groß bleibt, aber nicht unüberwindbar wird. «Viele Mexikaner kommen nie aus ihrem Land heraus», sagte Fabian der «Frankfurter Rundschau». Aber wenn sie es schaffen, «dann können wir schon unsere Fußspuren hinterlassen».


(dpa)

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