Balve – Weltklasse in der Dressur, B-Kader beim Springen: Die deutsche Meisterschaft in Balve wird zu einem Turnier der Gegensätze.
In der Dressur sind am Samstag und Sonntag die Nummer eins und die Nummer drei der Weltrangliste am Start. Anders sieht es bei den Springreitern aus. Die derzeit erfolgreichsten Deutschen fahren nicht ins Sauerland zu den nationalen Titelkämpfen, sondern an die Côte d’Azur. Ludger Beerbaum, Christian Ahlmann, Marcus Ehning und Daniel Deußer starten in Cannes bei der Global Champions Tour.
Die sechste Station der Millionen-Serie lockt die in der Weltrangliste weit vorne liegenden Springreiter nach Frankreich. «Man kann es ihnen nicht verdenken», sagte Dressur-Bundestrainerin Monica Theodorescu. Sie hat Verständnis, dass die Springreiter Geld verdienen müssen. «Wir haben in der Dressur keine Global Champions Tour, wo man so hohe Summen kassieren kann.»
In den Dressurprüfungen in Balve geht es nicht nur um die Titel im Grand Prix Special und in der Kür, sondern auch um die Tickets für die Europameisterschaft. «Die Meisterschaft ist als erste Sichtung wichtig», sagte die Bundestrainerin. Die zweite ist beim CHIO in Aachen im Juli.
Topfavoritin der DM ist die Weltranglisten-Erste Isabell Werth aus Rheinberg, die allerdings auf ihr bestes Pferd verzichten muss. Weihegold leidet an einer Infektion. Sie startet in Balve nun mit Emilio. «Das ist unheimlich schade, und klar bin ich traurig, dass ich Weihegold nicht in Balve reiten kann, aber auf der anderen Seite bin ich auch froh, dass es sich nur um eine harmlose Phlegmone handelt», sagte Werth in einer Mitteilung des Verbandes FN.
Nicht am Start ist die zweimalige Doppel-Meisterin Kristina Bröring-Sprehe (Dinklage), weil ihr Hengst Desperados verletzt ist. Die letztjährige Kür-Siegerin Dorothee Schneider (Framersheim) muss auf Showtime verzichten. Beide Pferde fallen ebenso für die EM Ende August aus wie die schwangere Reiterin Jessica von Bredow-Werndl (Tuntenhausen) mit Unee. Als Hauptkonkurrent für Werth gilt in Balve Sönke Rothenberger (Bad Homburg) mit Cosmo.
«Er hat zuletzt sehr gute Vorstellungen geliefert», sagte Theodorescu. Viel erwartet sie auch von der Weltranglisten-Dritten Schneider mit ihrem Zweitpferd Sammy Davis jr. «Es gibt noch einige, die weiter vorne landen können», sagte die Bundestrainerin.
Bei den Springreitern ist das Teilnehmerfeld weniger prominent besetzt. Aus dem A-Kader haben sich nur drei von sieben Reitern angemeldet, so dass die Mitglieder des B-Kaders im Blickpunkt stehen. «Die deutschen Meisterschaften sind die Chance für junge Reiter, sich zu zeigen», sagte Bundestrainer Otto Becker.
Becker sucht für die EM ein neues Quartett, denn: «Das Rio-Team gibt es nicht mehr, wir befinden uns in einem Jahr des Umbruchs.» Ludger Beerbaum ist nach den Olympischen Spielen aus dem Nationalteam zurückgetreten, Christian Ahlmanns Taloubet wird aufgrund des Alters nicht mehr bei Meisterschaften eingesetzt, und Meredith Michaels-Beerbaums Olympiapferd Fibonacci ist in die USA verkauft worden. «Dieses Jahr ist die Chance für neue Paare», sagte der Bundestrainer. «Die Karten werden neu gemischt.»
(dpa)