Stockholm – Manchester United hat nicht einmal zwei Tage nach dem schrecklichen Terroranschlag in der Heimat die Europa League gewonnen.
Durch Tore des 105-Millionen-Euro-Einkaufs Paul Pogba und des früheren Bundesliga-Profis Henrich Mchitarjan siegte der englische Rekordmeister im Endspiel von Stockholm mit 2:0 (1:0) gegen Ajax Amsterdam. Im Gedenken an die Opfer des Terrorakts in Manchester zeigte Pogba bei seinem Torjubel in der 18. Minute mit dem Finger gen Himmel. Der Franzose war als Kind mit 14 Jahren nach Manchester gekommen und nach einem Gastspiel bei Juventus Turin vor einem Jahr als teuerster Spieler der Welt zurückgekehrt. Der Ex-Dortmunder Mchitarjan entschied die Partie dann kurz nach der Pause mit einem sehenswerten Rückzieher vorzeitig (48.).
Um 22.54 Uhr stemmte der spät eingewechselte Kapitän Wayne Rooney die Europa-League-Trophäe in die Höhe, seine Teamkollegen feierten den Cup-Sieg mit einem wilden Tanz auf dem Rasen. Doch die Freude fiel angesichts des jüngsten Terroranschlags auch nicht übermäßig aus.
Die Mannschaft von Startrainer José Mourinho hat sich durch diesen Erfolg trotz einer schwachen Saison in der heimischen Premier League noch für die Champions League qualifiziert. Obendrein ist Manchester erst der fünfte Fußballclub nach Ajax Amsterdam, Bayern München, dem FC Chelsea und Juventus Turin, der alle drei Europapokal-Wettbewerbe inklusive des nach 1999 nicht mehr ausgespielten Europapokals der Pokalsieger gewonnen hat. Für Mourinho persönlich ist es der vierte internationale Triumph seiner Karriere – in europäischen Endspielen ist der Portugiese mit seinen Teams weiter ungeschlagen.
Und das trotz einer wenig offensivfreudigen Final-Vorstellung seines Teams: Nach Pogbas frühem Tor machte Manchester in der gesamten ersten Halbzeit gar nichts mehr nach vorn. Im besten Catenaccio-Stil igelte sich United vor 48 000 Zuschauern stattdessen in der eigenen Hälfte ein – um dann, ganz zu Beginn des zweiten Durchgangs, quasi aus dem Nichts das 2:0 durch Mchitarjan nachzulegen. Bei Ajax blieben der deutsche Außenstürmer Amin Younes und seine Teamkollegen ohne große Torchancen, weil ihnen Räume, Ideen und Mittel fehlten.
Nach einer Schweigeminute im Gedenken an die Opfer des verheerenden Bombenanschlags am Montagabend war dem jungen Ajax-Team eine enorme Nervosität von Beginn an anzumerken. Nach zehn Minuten verpasste Marouane Fellaini eine scharfe Hereingabe von Juan Manuel Mata noch knapp per Kopf, wenig später aber lag United schon vorn. Über Mata, Marcus Rashford und Rashford kam der Ball zu Pogba, der aus 18 Metern zentraler Position abzog und davon profitierte, dass Ajax-Verteidiger Davinson Sanchez den Ball abfälschte. So blieb der Kameruner André Onana im Amsterdamer Tor machtlos, und der verletzte United-Star Zlatan Ibrahimovic durfte abseits des Rasens erstmals mitjubeln.
Danach fokussierten sich die Engländer aufs Verteidigen – was darin resultierte, dass die Ajax-Offensivbemühungen frühzeitig ins Leere liefen. Younes, der von Bundestrainer Joachim Löw als einer von sechs Nationalmannschafts-Neulingen für den Confed Cup in Russland vom 17. Juni bis zum 2. Juli nominiert worden ist, blieb ebenfalls blass. Auch deshalb, weil der Offensivspieler kaum Bindung zum Spiel fand, zumal kaum Bälle in der vordersten Linie von Ajax ankamen.
Erfahrung und Klasse spielten Manchester in die Karten: Während Mourinho eine Startelf ins Rennen schickte, für die insgesamt 313 Millionen Euro an Transfergeldern ausgegeben worden waren, standen bei Ajax zu Beginn sechs Spieler auf dem Feld, die gerade mal 21 Jahre oder noch jünger sind.
Ein Eckball verhalf United drei Minuten nach Wiederanpfiff zum 2:0. Matas Hereingabe verlängerte Chris Smalling per Kopf, Mchitarjan vollendete im Fallen mit dem Rücken zum Tor. Danach blieb alles wie gehabt: Ajax bemühte sich – und das ohne jeden Erfolg.
(dpa)