Berlin – Malaika Mihambo ist der bislang wichtigste Sprung ihres Sportlerlebens gelungen. Mit 6,75 Metern hat die 24 Jahre alte Weitspringerin bei der Leichtathletik-EM in Berlin Gold aus dem Sandkasten geholt.
Zweite wurde Marina Bech aus der Ukraine, die zwei Zentimeter weniger weit kam. EM-Bronze gewann die Britin Shara Proctor mit 6,70 Metern. «Diesmal habe ich es mir schwer gemacht», sagte Mihambo im ZDF.
Nach dem größten Erfolg ihrer Karriere wird sie weiter auf die Suche nach dem perfekten Satz gehen. Denn der deutschen Meisterin geht es nicht allein darum, endlich die Sieben-Meter-Marke zu überspringen. Bei der Kurpfalz-Gala im Mai in Weinheim war sie mit 6,99 Metern nicht weit davon entfernt – weiter sind nur sieben deutsche Weitspringerinnen gekommen. Angeführt von Heike Drechsler, die 1998 als letzte Deutsche den EM-Titel gewann.
Ein harmonischer Rhythmus beim Anlauf und ein schöner Flug ist Mihambo «persönlich wichtiger» als die Landung bei über sieben Metern. «Denn wenn man die effektiven Weiten betrachtet, bin ich schon oft über sieben Meter gesprungen», erklärte Mihambo vor der EM dem «Mannheimer Morgen». In Weinheim hätten beim Absprung 13 Zentimeter zum Brett gefehlt, so dass sie deutlich über sieben Meter gekommen wäre, folgerte sie. «Ich weiß also, dass ich es kann.»
Überhaupt hat die in Heidelberg geborene nur 55 Kilogramm schwere Athletin eine eigene Sicht auf die Herausforderungen des Sports. «Erfolge sind wichtig, aber mein Antrieb kommt von innen», lautet die Maxime der Tochter einer deutschen Mutter und eines Vaters aus Sansibar, die seit ihrer Kindheit der LG Kurpfalz treu geblieben ist und seit dem elften Lebensjahr von Ralf Weber trainiert wird.
Dass man auch in der Provinz große Sprünge lernen kann, bewies Mihambo bei der EM 2016 in Amsterdam, wo sie Bronze gewann. Wenige Wochen später bei den Olympischen Spielen in Rio verfehlte sie mit Platz vier nur knapp eine Medaille.
Nach diesem Durchbruch auf internationaler Ebene ging es aber nicht so weiter. Vielmehr musste sie 2017 wegen eines Knochenödems am Fuß um ihre Karriere bangen. Mehrere Monate musste sie einen Spezialschuh tragen und Sauerstoff-Therapie machen lassen, um das Absterben des Knochens zu verhindern. Der Versuch, sich dennoch für die WM in London zu qualifizieren, gelang nicht.
Im EM-Sommer kehrte Mihambo stärker denn je zurück, was sie mit der Steigerung ihrer Bestleistung auf 6,99 Meter ebenso demonstrierte wie mit dem souveränen Auftritt in der Qualifikation bei der EM am Donnerstag in Berlin: Im ersten Versuch übersprang sie die geforderte Weite von 6,67 Meter um vier Zentimeter. «Zu den Saisonhöhepunkten bin ich immer am besten», sagte Mihambo, die sich neben ihrer Nervenstärke auf ihre Sprint-Qualität verlassen kann: Mit 9,58 Metern pro Sekunde ist sie eine der schnellsten Weitspringerin der Welt.
(dpa)