Düdelingen – Sogar ein Public Viewing ist organisiert. Die ganze Stadt fiebert mit, wenn der kleine Club F91 Düdelingen in Transsilvanien ein Stück luxemburgische Fußball-Geschichte schreiben will.
Die Mannschaft des deutschen Trainers Dino Toppmöller, Sohn des früheren Bundesliga-Torjägers Klaus Toppmöller, kann sich im Playoff-Rückspiel beim rumänischen Meister CFR Cluj als erster Verein aus dem Großherzogtum für die Europa-League-Gruppenphase qualifizieren. Und die Chancen stehen nach dem 2:0 im Hinspiel gut. «Es ist schon außergewöhnlich, was wir erreicht haben», sagt Toppmöller, fügt aber auch hinzu: «Es ist noch nicht gelaufen.»
Toppmöller junior ist gerade einmal 37 Jahre alt, hat in Luxemburg aber schon Beachtliches geschafft. Zweimal führte er den Club zur Meisterschaft, einmal wurde er Cupsieger. Damit hat er schon mehr Titel als sein Vater geholt, der zwar mit Bayer Leverkusen 2002 für Furore gesorgt hatte, aber am Ende als dreifacher Vize (Meisterschaft, Pokal, Champions League) dastand.
Da ist das Niveau in Luxemburg schon weitaus beschaulicher. Trotzdem geht es um viel, auch ums Geld. Schon jetzt hat F91 eine Million Euro eingespielt. Schafft es der Club in die Gruppenphase, sind weitere drei Millionen Euro von der Europäischen Fußball-Union garantiert. Viel Geld für einen Verein, der in Deutschland eher Amateur-Status hätte.
Ist die Anspannung im Team um den Ex-Dortmunder Marc-André Kruska groß? «Eigentlich nicht. Die Jungs sind sehr gut drauf», sagt Romain Biver, der technische Sekretär des Vereins. «Sie sind sich alle bewusst, dass sie Historisches vor sich haben.» Wenn der Einzug in die Gruppenphase gelinge, werde ganz Europa den Club kennen.
Die Luxemburger sind jetzt schon aus dem Häuschen. Nach dem souveränen Sieg beim Hinspiel vergangene Woche jubelten die Fans über die Kicker aus der 20.000-Einwohner-Stadt. Von der größten Sensation der Europacup-Saison war die Rede. Ein deutscher Fan schrieb auf Twitter: «Europäischer Spitzenfußball in Luxemburg? Kaum vorstellbar, aber der F91 Dudelange (Französisch) könnte es realisieren!»
Andere erinnerten sich bei dem Sieg gegen Cluj an einen weiteren großen Moment der Club-Historie, als die Düdelinger 2012 in der Champions-League-Quali mit einem Sieg gegen den ambitionierten österreichischen Meister Red Bull Salzburg für eine Riesen-Überraschung gesorgt hatten.
Dabei gibt es den Verein noch gar nicht solange: Der F91 Düdelingen entstand 1991, als drei Düdelinger Vereine sich zusammenschlossen. Er hat bereits 14 Mal den Luxemburger Meistertitel geholt. Schon das Weiterkommen in der dritten Qualifikationsrunde gegen Legia Warschau war eine kleine Sensation.
Der gebürtige Saarländer Toppmöller, der die Luxemburger seit 2016 trainiert, muss bei dem Rückspiel am Donnerstag allerdings auf seine starken Torwart Jonathan Joubert verzichten. Dieser hatte sich beim Hinspiel einen Schienbeinbruch zugezogen – und fällt ungefähr zwei Monate aus. Das Düdelinger Tor wird nun Joé Frising hüten. Die Generalprobe am Wochenende zuvor lief noch nicht so gut, da gab es ein 1:4 gegen Mondorf. Ein Ergebnis, dass F91 am Donnerstag tunlichst vermeiden sollte.
(dpa)