Waging am See – Werner Lorant kann mit dem modernen Fußball nur noch wenig anfangen. Der frühere Bundesliga-Profi und Kulttrainer des TSV 1860 München wetterte in der «Sport Bild» gegen viele Aspekte des Sports, die sich zum Negativen entwickelt hätten.
«Eines ist mir klar: Die jungen Kerle von heute hätten mit mir Probleme», sagte der 69-Jährige. «Wo haben die heutzutage kein Tattoo mehr? Von unten bis oben, an den Armen, am Hals, am Auge – das kann ja wohl nicht wahr sein!» Fußballer seien Vorbilder für die Jugend, meinte Lorant. «Was soll zum Beispiel ein Tattoo am Rücken? Spielen die Jungs dann besser Fußball? Das sind Sachen, die ich verabscheue.»
Auch von modernen Taktiken und Systemen hält der Fußball-Rentner nichts. «Was ich nicht mehr hören kann, ist: „Wir spielen im Raum.“ Bei mir gibt es eine feste Zuordnung. Und wenn einer über die Mittellinie kommt, muss es weh tun. Fertig.»
Lorant gelangte als Coach der Münchner «Löwen» zu größter Bekanntheit, nach dem Weggang vom TSV nach neun Jahren im Herbst 2001 konnte er bei keiner seiner vielen weiteren Stationen länger Fuß fassen oder Erfolge feiern.
Heute lebt er in einem Appartement auf einem Campingplatz in Waging am See im Chiemgau. Dort regt ihn unter anderem auf, dass heutzutage «jedes Mist-Spiel im Fernsehen» komme, «damit immer mehr Geld gescheffelt werden kann». Zum Erzrivalen FC Bayern sagte er: «Mir taten in dieser Saison oft die Augen weh, wenn ich sie gesehen habe.»
In Stadien ziehe es ihn nicht mehr. «Wenn ich heute Fußball sehen will, fahre ich lieber über die Grenze nach Österreich und schaue dritte oder vierte Liga. Das macht mir mehr Spaß als die Profi-Spiele in München», erzählte Lorant, der am 21. November 70 Jahre alt wird.
(dpa)