Mannheim – Die Ausgangslage ist klar: Der THW Kiel spielt um eine der letzten Chancen auf eine halbwegs versöhnliche Saison, die Rhein-Neckar Löwen wollen den Handball-Rekordmeister endgültig in die Krise stürzen.
Im Achtelfinal-Rückspiel der beiden deutschen Topteams geht es am Donnerstag (19 Uhr) vor allem für die Kieler um mehr als nur den Einzug ins Viertelfinale der Champions League. «Das ist unser erstes Endspiel in diesem Jahr», sagt THW-Keeper Niklas Landin. Und der Kapitän ist sich sicher: «Es wird unglaublich schwer.»
Die Handball-Fans blicken gebannt nach Mannheim, wo die Machtverhältnisse im deutschen Handball endgültig aus den Fugen geraten könnten. Der amtierende Deutsche Meister trifft auf den Seriensieger der Vorjahre. Doch nach der titellosen Vorsaison droht den erfolgsverwöhnten Kielern erneut ein Jahr ohne Feier auf dem heimischen Rathausbalkon. In der Liga haben sie kaum noch Chancen auf die Schale, nach der 25:26-Pleite im Hinspiel steht der THW gegen die Löwen auch in der Königsklasse vor dem Aus.
«Das bedeutet natürlich auch jede Menge Druck, weil für den THW mit der Champions League und dem DHB-Pokal nur noch zwei Optionen da sind», sagt Löwen-Kreisläufer Hendrik Pekeler. Patzt der THW auch am Donnerstag in Mannheim, bleibt nur noch das Final Four um den Pokal Anfang April in Hamburg. Angesichts von bereits acht Minuspunkten in der Liga steht Trainer Alfred Gislason ohnehin in der Kritik. «Das geht mir sowas am Arsch vorbei», sagte er im NDR.
Dass die Dauer-Dominanz des THW auf ein Ende zusteuern könnte, war absehbar. Die Mannschaft befindet sich im Umbruch, «die Situation hat sich etwas geändert», sagt Manager Thorsten Storm. Anstatt internationaler Top-Stars setzt der Club seit einem Jahr verstärkt auf internationale Top-Talente. Da sei es laut Storm klar gewesen, «dass wir diese zwei Jahre vielleicht ohne Titel dastehen». Nun trifft der THW in der Mannheimer SAP-Arena auf ein Team, das derzeit an ihnen vorbeigezogen ist.
Wären die Löwen im Hinspiel nicht so fahrlässig mit ihren zahlreichen Chancen umgegangen, wäre vielleicht sogar schon alles entschieden gewesen. So aber kommen die Kieler zwar angeschlagen in die SAP-Arena, ein Zwei-Tore-Sieg oder ein Ein-Tore-Erfolg mit mehr als 25 erzielten Auswärtstreffern würde ihnen aber reichen.
Darum sei «erst die Hälfte des Weges gegangen», warnt Nationalspieler Patrick Groetzki. Im vergangenen Jahr waren er und die Löwen trotz eines knappen Siegs im Hinspiel noch an RK Zagreb gescheitert. Diesmal soll der Sprung ins Viertelfinale gelingen, wo der FC Barcelona wartet. Die Saison des THW Kiel wäre dann wohl endgültig verdorben.
(dpa)