München – Joachim Löw geht mit einer umfangreichen Agenda ins neue Jahr. Höchste Wichtigkeit hat die erfolgreiche Qualifikation für die Fußball-Weltmeisterschaft.
Der Bundestrainer will die deutsche Nationalmannschaft aber schon 2017 personell und leistungsmäßig fit machen für die von ihm mit Volldampf angestrebte Titelverteidigung 2018 in Russland. Eine knifflige Aufgabe muss Löw im Sommer lösen, wenn Deutschland als Weltmeister beim Confederations Cup vom 17. Juni bis 2. Juli in Russland antreten muss.
Für den sportlich im Grunde belanglosen Probelauf mit acht Mannschaften und bis zu fünf Spielen plant der Bundestrainer mit einem Perspektivteam. Hochbelastete Stammkräfte wie Toni Kroos oder zuletzt häufiger verletzte Leistungsträger wie Jérôme Boateng sollen sich im Sommer vor der strapaziösen WM-Saison ausreichend erholen können. Anführen soll die junge DFB-Auswahl dafür ein erfahrener Profi wie Marco Reus, den Löw fest für das Turnier einplant.
«Es wäre natürlich gut, wenn Spieler, die längere Zeit nicht bei uns waren wie Marco Reus, den Confed Cup bestreiten könnten», sagte der Bundestrainer der Deutschen Presse-Agentur: «Das ist für sie eine gute Gelegenheit, sich hineinzuspielen und sich wieder mit unseren Abläufen vertraut zu machen.» Bei dem Turnier in den vier Spielorten Kasan, Moskau, Sankt Petersburg und Sotschi trifft Weltmeister Deutschland in seiner Gruppe auf Südamerika-Champion Chile, den noch zu ermittelnden Afrikameister sowie Australien.
Nachdem Löw den erneut schwer verletzten Mittelfeldspieler Ilkay Gündogan (Kreuzbandriss) vorerst wieder aus seinen Planungen streichen musste, hofft der Bundestrainer umso mehr, dass der 27 Jahre alte Reus in diesem Jahr ein Comeback im Nationaltrikot feiern kann. Sein bislang letztes von 29 Länderspielen bestritt der Offensivspieler am 29. März 2016 beim 4:1 in München gegen Italien. Reus hat in seiner DFB-Karriere erst ein Turnier gespielt: Nach seinem tollen EM-Debüt 2012 verpasste der BVB-Profi sowohl die WM 2014 in Brasilien als auch die letztjährige EM in Frankreich jeweils verletzt.
Bei der Zusammenstellung des Kaders für den Confed-Cup will Löw «sehr individuell und konzeptionell» vorgehen. Junge Akteure sollen sich im A-Team zeigen können. Die Auswahl wird aber dadurch erschwert, dass parallel vom 16. bis 30. Juni die U21-Europameisterschaft in Polen ausgetragen wird. «Am Ende will man beide Turniere so erfolgreich wie möglich gestalten, das ist schon das Ziel», sagte der Bundestrainer.
Im März will Löw sich intensiv mit DFB-Sportdirektor Hansi Flick und Juniorencoach Stefan Kuntz beraten und abstimmen. «Dann müssen wir in erster Linie festlegen, welche Spieler sind bei uns gut aufgehoben, welche in der U21?», sagte Löw.
Das Länderspieljahr beginnt mit einem großen Abschiedsabend. Lukas Podolski soll am 22. März im Dortmunder Stadion beim Klassiker gegen England noch einmal im Nationaltrikot auflaufen. Der 31 Jahre alte Fan-Liebling hatte nach der EM 2016 nach zwölf Jahren im DFB-Team seinen Rücktritt als Nationalspieler erklärt. Löw versprach «Poldi» als Dankeschön noch einen 130. Einsatz bei einem Heim-Länderspiel.
Der sportliche Fokus in den maximal 15 Länderspielen liegt auf der WM-Qualifikation. Löw will die Ausscheidung weiter «so dominieren, wie wir es begonnen haben». Nach vier von zehn Spieltagen führt die DFB-Auswahl die Gruppe C mit zwölf Punkten klar vor Nordirland und Aserbaidschan (je 7) an. «Wir wollen unser Spiel gnadenlos durchziehen», kündigte der Bundestrainer für den Endspurt an.
2017 soll schon die Basis für den anvisierten fünften WM-Titel 2018 gelegt werden. Das Gerüst der Mannschaft um Kapitän Manuel Neuer steht. In der WM-Quali kamen nach der EM-Entdeckung Joshua Kimmich vom FC Bayern schon weitere Talente wie der Leverkusener Julian Brandt, Dortmunds Julian Weigl, die Schalker Leon Goretzka und Max Meyer sowie der Bremer Shootingstar Serge Gnabry zum Einsatz.
«Man merkt einen richtigen Schwung, eine neue Mannschaft, die entsteht, mit vielen jungen Spielern», schwärmte Teammanager Oliver Bierhoff. Der Hoffenheimer Niklas Süle, Benjamin Henrichs (Bayer Leverkusen) und Yannick Gerhardt vom VfL Wolfsburg feierten neben Gnabry in dieser Saison ihr Länderspieldebüt. Weitere Youngster wie der längst von Löws Stab beobachtete Angreifer Timo Werner (20) vom Bundesliga-Aufsteiger RB Leipzig könnten auf dem Weg zur WM folgen. «Die Tür zur Nationalmannschaft ist in dieser Phase generell natürlich offen», sagte der Bundestrainer zum Start ins neue Jahr.
(dpa)