Düsseldorf – Felix Loch scheint so schnell nichts von seiner inneren Ruhe und Motivation zu verlieren. Er verspüre jedenfalls nicht mehr Druck als sonst, versichert der Rodler aus Berchtesgaden.
Wenngleich ein zweiter und dritter Platz als beste Resultate nach vier Weltcups freilich nicht das sind, was einen Spitzenfahrer wie ihn zufrieden stellt. Auf der schwierigen Bahn in Lake Placid wurde zum Jahresausklang vier Wochen vor den Weltmeisterschaften in Winterberg (25. bis 27. Januar) noch einmal deutlich, dass es offensichtlich noch nicht stimmt zwischen ihm und seinem Sportgerät. Loch wurde zum Abschluss der ersten Saisonphase im Einzel Fünfter, im Sprint sogar nur Achter. Was ihn so ärgerte: «Die Fahrten an sich waren ganz in Ordnung», sagte Loch der Deutschen Presse-Agentur, «aber die Schlittenabstimmung passte nicht.»
Er habe sich für die falschen Schienen entschieden. In Calgary, beim zweiten der drei Übersee-Weltcups, war es umgekehrt. «Das Material passte super. Aber dort hatte ich nur schlechte Fahrten, eine davon war richtig schlecht.»
Solche Läufe wie den völlig missratenen ersten mit Platz 13 wurmen den deutschen Vorzeige-Rodler, weil er sich mit Fehlern selbst um die Siegchance bringt. Für den späteren Viertplatzierten war trotzdem wichtig zu sehen, «was möglich ist». Zumal die Übersee-Reise mit Platz zwei in Whistler durchaus erfolgversprechend begann. Aber auch dort, erklärt Loch selbstkritisch, habe eben nicht alles gepasst. «Sonst hätte ich gewonnen.»
Umso mehr wollte er die wettkampffreie Zeit nutzen, um an seinem Schlitten zu arbeiten und Trainingsfahrten am Stützpunkt in Königssee zu absolvieren. Die freien Tage bei der Familie hätten zudem geholfen, «den Kopf freizubekommen». Im neuen Jahr, so hofft der 29-Jährige, kehrt das «gute Gefühl» im Eiskanal zurück. Jetzt kommen die Bahnen, die ihm liegen. Das nächste Rennen findet am Samstag und Sonntag auf seiner Heimbahn am Königssee statt. Dort kennt Loch jeden Zentimeter. Womöglich der richtige Ort zur richtigen Zeit.
Der Berchtesgadener hat schon einmal seine Überlegenheit eingebüßt. Die schlimmste Niederlage ist noch kein Jahr her, als Loch in Pyeongchang als Führender sein drittes olympisches Einzel-Gold durch einen Fahrfehler verpasste. Auch ein Erlebnis wie vor zwei Jahren, als er bei der WM in Igls erstmals seit 2007 ohne Medaille blieb, und er in der gesamten Saison nur dreimal auf dem Treppchen stand, soll sich nicht wiederholen. «Winterberg wäre meine vierte WM in Deutschland. Ich hätte dann alle Bahnen durch«, sagt Loch. «Eine Medaille ist das Ziel.»
Das aber wird schwer genug. Die Leistungsdichte bei den Männern ist hoch wie nie. Die ganz großen Materialfortschritte gibt es nicht mehr. «Mit den Österreichern, Russen und in Abstrichen auch Amerikanern kämpfen mit uns neun, zehn Fahrer um die Spitzenplätze», erklärt Chef-Bundestrainer Norbert Loch. Aus deutscher Sicht sei der Olympia-Dritte Johannes Ludwig bislang der herausragende Rodler. Das spiegelt sich in der Gesamtweltcup-Führung wieder. «Teamintern profitieren wir sehr voneinander», sagt Felix Loch, «das ist ein schöner Konkurrenzkampf.»
Es spricht derzeit nichts dagegen, dass auch Loch wieder einen großen Titel gewinnt. Er kennt seine Qualitäten, doch er weiß auch um die Erwartungen. «Ich kenne das aus all den Jahren. Der Loch, der muss immer gewinnen oder zumindest aufs Podest fahren. Und wenn das mal nicht so läuft, dann ist in der Wahrnehmung schon ein vierter oder fünfter Platz schlecht», sagt er. «Mit Kritik muss man umgehen können. Wichtig ist, dass man weiß, warum es nicht läuft.»
(dpa)