Sotschi/Kasan – Seinen besten Moment an diesem für ihn so miserablen Abend hatte Bernd Leno nach dem Schlusspfiff.
Reichlich zerknirscht, angemessen demütig und doch mit großer Ruhe analysierte der Torwart seinen missratenen Auftritt beim 3:2 (2:1) der deutschen Fußball-Nationalmannschaft zum Confed-Cup-Start gegen Australien. «Unglücklich» habe er ausgesehen beim ersten Gegentor.
Beim zweiten hätte er «den Ball festhalten müssen, klar». Als entscheidenden Rückschritt im Dreikampf um den Platz hinter Manuel Neuer mit Marc-André ter Stegen und Kevin Trapp im deutschen Tor wollte der 25-Jährige seine Patzer in Sotschi aber nicht werten.
«Es ist mal so, dass man ein schlechteres Spiel macht. Das war vielleicht so, aber ich habe in den restlichen Spielen meine Leistung gebracht. Ich werde mich weiter anbieten», versprach Leno. Löw nahm seinen Schlussmann auch demonstrativ in Schutz. Nach außen soll die Brisanz des Torhüter-Wettstreits möglichst unbedeutend erscheinen. «Trotz allem ist er ein sehr guter Torwart. Er hat gut mitgespielt. Im Training macht er auch einen sehr guten Eindruck. Er hat vielleicht mal einen Fehler gemacht, aber das ist für mich kein Problem», sagte Löw.
Ärgerlich bleiben die beiden Fehlgriffe für Leno, zumal die Saison bei Bayer Leverkusen alles andere als optimal lief. Und dann hatte er selbst am Vorabend des Australien-Spiels den Torwart-Wettstreit beim DFB nochmals ausgerufen. «Manu ist die Nummer 1, das ist klar. Dahinter ist der Kampf eröffnet», hatte er in dem Stadion gesagt, in dem es dann keine 24 Stunden später für ihn persönlich so schlecht lief. Ob er in Russland eine zweite Chance zum Vorspielen bekommt, ist fraglich, ganz unabhängig von seiner Leistung in Sotschi.
«Es gab nur die Absprache, dass ich das erste Spiel mache. Wer dann das zweite oder dritte Spiel macht oder auch im hoffentlich vierten und fünften Spiel im Tor steht, wurde noch nicht gesagt», erzählte Leno. Gegen Chile wird am Donnerstag (20.00 Uhr) mit einem Einsatz von ter Stegen gerechnet. Aussagen von Löw zu seinen weiteren Torwartplanungen während des Turniers gibt es noch nicht.
Womöglich bleiben Leno, der in der kommenden Saison mit Bayer im Gegensatz zu seinen Konkurrenten nicht international spielen kann, nur noch Trainingseinheiten, um den schlechten Eindruck vor der Sommerpause zu verwischen. «Das ist natürlich bitter, aber spätestens morgen werde ich wieder aufstehen und im Training wieder Gas geben», sagte er nach seinem schlechtesten von insgesamt fünf Länderspielen. Besonders beim 0:0 gegen Italien in Mailand im vergangenen November hatte er eine gute Leistung gezeigt und seinen Anspruch untermauert, erster Vertreter des weiter übermächtigen Neuer zu sein.
(dpa)