Oslo – Großes Kino in Düsseldorf, «Mission Impossible» als Stadion-Remake in Oslo: Die Leichtathletik lebt auch als Light-Version und experimentiert unter Corona-Zwängen.
Bei der «Flight Night Düsseldorf» messen sich am Freitagabend (21.45 Uhr) die besten deutschen Stabhochspringer. Rund 230 Pkw haben im Autokino auf dem Messegelände Platz, die Flugshow ist ausverkauft.
Lange haben die Macher des traditionsreichen Meetings im Bislett-Stadion am Programm getüftelt: Die Diamond League rauscht in diesem Jahr am Oslo-Fjord vorbei – aber am Donnerstagabend läuft ein internationales Sportfest: mit großen Namen, schrägen Strecken, dem Angriff auf eine Weltbestzeit und dem Fernduell zweier Stabhochsprung-Asse. Sogar die beste Skilangläuferin der Welt ist dabei – mit Spikes. «Impossible Games» heißt das Geister-Meeting nun, die Organisatoren wollen beweisen: Nichts ist unmöglich!
«Wir haben eine Veranstaltung konzipiert, die den Infektionsschutz ernst nimmt, und wir achten auf jedes Detail. Wir hoffen und glauben, dass am 11. Juni das Bislett-Stadion der sicherste Ort ist», sagte Meeting-Chef Steinar Hoen. Auf der Startliste standen zu Wochenbeginn 42 Athleten aus sieben Ländern. Die Sportler müssen einen Meter Abstand voneinander halten – bei den Läufen muss also jeweils eine Bahn zwischen den Aktiven frei bleiben.
Lokalmatador Karsten Warholm, schon zweimal Weltmeister über 400 Meter Hürden, will die Weltbestzeit über die äußerst selten gelaufenen 300 Meter Hürden angreifen. Ein schräges Spektakel, aber immerhin: Der Brite Chris Rawlinson muss um seine fast 18 Jahre alte Freiluft-Bestmarke von 34,48 Sekunden bangen, denn in der Halle hat Warholm schon 34,26 Sekunden auf die Bahn gezaubert.
Stabhochsprung-Weltrekordhalter Armand «Mondo» Duplantis ist eine weitere Attraktion. Der in den USA lebende Schwede misst sich mit seinem Vorgänger Renaud Lavillenie. Der Olympiasieger aus Frankreich kämpft im Fernduell um den Sieg – auf seiner hauseigenen Anlage in seinem Garten in Pérignat-lès-Sarliève. Zum Sololauf über 10.000 Meter startet Norwegens Ski-Heldin Therese Johaug – auf dieser Distanz war die mehrmalige Weltcup-Gesamtsiegerin im vorigen Jahr sogar norwegische Leichtathletik-Meisterin.
Sebastian Coe ist begeistert. Oslo «verspricht auch in diesem frühen Stadium eine weitere großartige Nacht der Leichtathletik» zu werden, lobte der Präsident des Leichtathletik- Weltverbandes. «Wir freuen uns, das Event zu unterstützen.» World Athletics spendiert 50 000 US-Dollar an Preisgeld für die Athleten.
Beste Unterhaltung verspricht die «Flugnacht» der Stabartisten. «Ich glaube nicht, dass überhaupt schon mal ein Stabhochspringer in einem Autokino gesprungen ist. Natürlich will ich dann auch den Meetingrekord holen», sagte der WM-Vierte Bo Kanda Lita Baehre lachend. Der deutsche Hallen-Meister Lita Baehre, sein Leverkusener Clubkollege Torben Blech und Ex-Weltmeister Raphael Holzdeppe (Zweibrücken) begrüßen das ersehnte Ende der monatelangen Wettkampfabstinenz. Als Experte ist Ex-Stabhochspringer Tim Lobinger dabei.
«Endlich», betonte Lita Baehre. Der 21-Jährige ist sicher, dass es auch wegen der besonderen Location ein Highlight wird: «Ich fiebere dem ersten Showdown nach dem Lockdown sehr entgegen. Die Wettkampf-Atmosphäre, die großartige Stimmung.» Am Samstag unterzogen sich die DLV-Asse unter den Argusaugen von Bundestrainerin Christine Adams einem Leistungstest unter Wettkampfbedingungen in Leverkusen. Dabei schaffte Blech mit 5,60 Meter die größte Höhe. «Es ist immer wichtig, auch mal Bo zu besiegen», sagte Blech schmunzelnd.
Wo sonst Blockbuster über die 400 Quadratmeter große Leinwand flimmern oder Konzerte von Sido oder Max Giesinger steigen, fliegen nun die DLV-Asse über die Latte. Die Fans können die Stars live auf der eigens errichteten Stabhochsprunganlage bei Popcorn und Nachos erleben. Ton und Musik werden auf einer eigenen UKW-Frequenz direkt ins Autoradio übertragen.
(dpa)