Lehren aus dem Großen Preis von Italien

Monza – Ein großer Gewinner, ein paar andere Sieger, ein großer Verlierer – und der heißt Sebastian Vettel. Der Kampf um den WM-Titel der Formel-1-Saison 2019 ist für Vettel spätestens nach dem 13. Platz beim Heimrennen nur noch ein Thema für Rechner und Riesenoptimisten.

Der 32 Jahre alte, viermalige Weltmeister muss raus aus der Krise. Kein Sieg seit mehr als einem Jahr, während der junge Teamkollege Charles Leclerc immer stärker wird. Der so ersehnte Sieg beim Italien-Rennen im Ferrari könnte sinnbildlicher kaum sein für einen Generationenwechsel, der sich bei der Scuderia anbahnt.

LIEBESERKLÄRUNG MIT MAKELN

Er liebe noch immer, was er tue, versicherte Vettel. Problem nur: «Wenn Du es nicht gut machst, kannst Du auch nicht glücklich sein.» Glücklich wirkte Vettel auch nicht, als er mit ein bisschen zeitlichem Abstand im Motorhome von Ferrari neben Teamchef Mattia Binotto und Teamkollege Leclerc über das Rennen sprechen sollte. Es schien fast, als wolle er sein Gesicht hinter dem Kragen seiner roten Regenjacke verstecken. Ein Lächeln sucht man meist vergebens. Sein Dreher, die Zeitstrafe – wieder ein Rennen, das sich Vettel auch selbst zerstörte.

Wenn die Chance da ist, weil eine Strecke dem Ferrari mal besser liegt als den Silberpfeilen mit WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton und Valtteri Bottas, nutzt er sie einfach nicht mehr. «Er hat ein paar Fehler gemacht, aber so ist Monza», sagte Binotto entschuldigend. Monza ist für Vettel seit einiger Zeit aber auch auf anderen Strecken. «Er braucht eine Antwort, und zwar schnell», schrieb sogar die Formel 1 in ihrem Liveticker zum Italien-Rennen.

LECLERC LERNT SCHNELL

Am besten noch schneller als Leclerc lernt. Es ist gut zwei Monate her, dass er sich in Österreich in der letzten Runde den Sieg von Max Verstappen von Red Bull wegschnappen ließ. Der Monegasse hatte sich mehr oder weniger abdrängen lassen. In Monza hielt er im Duell mit Hamilton dagegen – und zwar voll. Am Limit sei es gewesen, räumte Leclerc nach seinem Knallhart-Zweikampf gegen keinen Geringeren als den britischen Fünffach-Weltmeister ein. Nicht wenige fanden allerdings, dass Leclercs Verteidigung gegen den attackierenden Hamilton über die Grenze des Erlaubten hinausging. Aber auch das ist etwas, das (große) Siegfahrer in der Formel 1 ausgezeichnet hat.

ZWEIERLEI MAß

Wer das Limit austestet und überschreitet, muss mit Konsequenzen rechnen. Dass Leclerc trotz vorhergehender Verwarnung nicht bestraft wurde, als er Hamilton mehr als robust am Überholen hinderte, verstanden einige nicht. In einem Rennen, in dem viele Strafen ausgesprochen wurden, kam ausgerechnet der Führende auf seinem Weg zum ersten Heimsieg für Ferrari seit 2010 ungestraft davon. Auch dazu hatte Hamilton eine klare Meinung: «Ich weiß nicht, aber ich nehme an, die Rennkommissare sind mit dem falschen Fuß aufgestanden.»

ZWEI RENNEN OHNE SIEG, ABER MERCEDES AUF KLAREM TITELKURS

Auch wenn Mercedes die beiden ersten Rennen nach der Sommerpause nicht gewonnen hat, steuern die Silberpfeile klar auf das erneute Titeldouble zu. Sie betrieben auf den beiden Strecken, die dem Ferrari besser lagen, optimale Schadensbegrenzung. Hinter dem jeweiligen Sieger Leclerc kam das Mercedes-Duo in Spa und Monza auf die Plätze zwei und drei. «Dadurch haben wir unsere Führung in beiden Wertungen ausgebaut», betonte Teamchef Toto Wolff. Im Fahrerklassement hat Hamilton auf Verstappen als bestem Nicht-Mercedes-Pilot 99 Punkte Vorsprung. In der Konstrukteurswertung sammelte Mercedes bereits 505 Punkte, Ferrari kommt als Zweiter auf 351. Und Wolff kündigte schon mal an: «Jetzt geht es nach Singapur, wo wir stark sein sollten.»


(dpa)

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