Wolfsburg – Das Verhältnis zwischen Eintracht Frankfurt und Werder Bremen muss in dieser Saison einige Belastungen ertragen. Noch vor der Corona-Krise warfen die Frankfurter die Bremer aus dem DFB-Pokal und verletzten dabei den Werder-Verteidiger Ömer Toprak schwer.
Außerdem sollte nur drei Tage vorher das Bundesliga-Duell der beiden Clubs stattfinden, was aber unter lauten Bremer Beschwerden verschoben wurde, weil die Eintracht wiederum nur zwei Tage zuvor noch in der Europa League gefordert war.
An diesem Mittwoch (20.30 Uhr/Sky) wird das Spiel nun im Bremer Weser-Stadion nachgeholt. Und während die turbulente Vorgeschichte langsam in Vergessenheit gerät, hat sich zwischen beiden Clubs längst eine neue sportliche Rivalität entwickelt. Die Eintracht feierte am Samstag mit 2:1 (1:0) beim VfL Wolfsburg endlich den ersten Bundesliga-Sieg seit fast vier Monaten und steht nun am Mittwoch vor einem Schlüsselspiel: Sie kann sich gegen Werder so gut wie endgültig aus der Abstiegszone befreien. Sie kann von dem aktuell noch sieben Punkte schlechteren Tabellenvorletzten aber auch genau dorthin wieder zurückgezogen werden. «Bremen ist auch gut drauf, das wird ein sehr wichtiges Spiel», sagte Torwart Kevin Trapp in Wolfsburg. «Wir müssen dort genau da weitermachen, wo wir heute aufgehört haben.»
Aufgehört haben die Frankfurter in der Volkswagen-Arena mit einem Siegtor von Daichi Kamada in der 85. Minute und mit lauten Jubelschreien nach dem Schlusspfiff, die man auch in einem vollen Stadion noch gehört hätte. Nach sechs Bundesliga-Spielen mit 21 Gegentoren aber nur einem Punkt war die Erleichterung über diesen Sieg so groß, dass Trainer Adi Hütter dafür in nur einer Pressekonferenz die Begriffe «absoluter Befreiungsschlag», «unheimlich wichtiges Signal» und «starkes Lebenszeichen» verwendete.
Eintracht Frankfurt hat seine Abwehr stabilisiert: Das war der Schlüssel in Wolfsburg und das lässt die Mannschaft nun auch wieder etwas selbstbewusster nach Bremen fahren. Der Führungstreffer durch einen Foulelfmeter von André Silva (27.) fiel aufgrund der vielen Wolfsburger Chancen zu diesem Zeitpunkt zwar überraschend. Aber spätestens nach dem 1:1 durch Kevin Mbabu (58.) ließen die zuletzt so anfälligen Gäste nur noch eine Möglichkeit des VfL zu.
«Die Leistungskurve zeigt weiter nach oben», sagte Sportdirektor Bruno Hübner. «Jetzt kommen zwei ganz wichtige Spiele in Bremen und gegen Mainz, in denen wir zur selben Einstellung wie heute finden müssen. Dann werden wir uns weiter belohnen und punkten.»
Ein paar Zweifel schwingen bei allen Frankfurter Reaktionen aber immer noch mit. Denn die Mannschaft spielt eine in diesen Extremen nur schwer nachzuvollziehende Saison. Wie will man erklären, dass sie im November mit 5:1 gegen Bayern München gewann und danach elf der folgenden 18 Bundesliga-Spiele verlor? Oder dass noch am Dienstag eine Torschussbilanz von 34:10 nicht zu einem Sieg gegen den SC Freiburg (3:3) reichte und die Eintracht nur vier Tage später bei einem Verhältnis von 7:19 in dieser Statistik in Wolfsburg gewann?
«Wir sind immer noch in Gefilden, die gefährlich sind», sagte Trainer Hütter am Samstag. «Aber ich glaube einfach, dass die Mannschaft lebt, einen guten Zusammenhalt und einen guten Spirit hat. Wenn man die Leistung heute gesehen hat, bin ich absolut zuversichtlich, dass wir auch am Mittwoch in Bremen wieder punkten können.»
(dpa)