Hannover – Vor seinem 33. Geburtstag an diesem Samstag musste Uwe Gensheimer keine Einladungen verschicken und auch keine Getränke organisieren.
Denn der Ehrentag des Kapitäns der deutschen Nationalmannschaft fällt in diesem Jahr mit dem «Tag des Handballs» zusammen, an dem sein Team in Hannover vor knapp 10.000 Zuschauern gegen den zweimaligen Olympiasieger Kroatien spielt. «Das wird die größte Geburtstagsparty, die ich je geschmissen habe», sagte der Linksaußen der Rhein-Neckar Löwen am Freitag.
«Tag des Handballs» bedeutet in diesem Fall: Mehr als 170 Vereine richten im ganzen Land verschiedene Feiern aus. Und in der TUI-Arena von Hannover spielen nacheinander die beiden deutschen Nationalmannschaften: Die Männer um 14.30 Uhr, die Frauen um 17.30 Uhr, der Gegner heißt in beiden Fällen Kroatien. «Erst mal ist es ein Spiel vor 9967 Zuschauern. Die wollen wir unterhalten. Dann ist es auch wieder ein Schritt in Richtung WM in Japan. Deshalb ist das Spiel so wichtig», sagte Frauen-Bundestrainer Henk Groener.
In einer Sportart, in der die Spieler zwischen Bundesliga-, Champions League- und Länderspielen bei großen Turnieren zerrieben werden, ist es schon eine Leistung, überhaupt einen Termin für so ein Event zu finden. Die deutschen Frauen haben bereits am 30. November ihr erstes WM-Spiel gegen Brasilien. Die Männer sind noch am 29. Dezember in der Bundesliga gefordert, ehe nicht einmal zwei Wochen später die EM in Österreich, Schweden und Norwegen beginnt (9. bis 26. Januar).
«Wir haben uns bewusst gemacht, dass wir als Nationalmannschaft nur noch zwei Wochen der Vorbereitung bis zu unserem ersten EM-Spiel haben», sagte Gensheimer. Schon am Mittwoch gewannen die Männer eine erste Partie in Kroatien mit 26:25. Als Härtetest vor einer Europameisterschaft, so Gensheimer, könne man sich dabei kaum einen besseren Gegner wünschen. «Kroatien ist alles andere als eine Laufkundschaft. Sie sind immer ein Kandidat für das Halbfinale bei einem großen Turnier. Da wollen wir uns auch sehen», sagte er.
Personell hat Bundestrainer Christian Prokop jedoch einige Sorgen. Kreisläufer Patrick Wiencek wird wegen einer schmerzhaften Kniestauchung auch das zweite Spiel gegen Kroatien verpassen. «Wir wollen kein Risiko eingehen, weil er noch nicht zu 100 Prozent fit ist», sagte Prokop über den 30 Jahre alten Profi des THW Kiel.
Auf der Problemposition Rückraum Mitte sei man spätestens nach der schweren Knieverletzung von Simon Ernst von den Füchsen Berlin «arg gebeutelt», betonte der Bundestrainer am Freitag. Seine Antwort darauf: «Wir werden eine Mehrfachlösung anstreben», sagte der 40-Jährige. Fabian Wiede (Füchse Berlin) werde am Samstag «die meiste Spielzeit bekommen».
Die ebenfalls eher auf den Halbpositionen beheimateten Paul Drux (Füchse Berlin) und Kai Häfner (MT Melsungen) sollen zeitweise auch ins Zentrum rücken. «Für uns als Mannschaft steht ganz oben, unsere Emotionalität und unseren Teamgeist zu zeigen», sagte Prokop. «Wir wollen wieder dieses Feuer entfachen.»
(dpa)