Zwickau – Die Musik nervt Stefan Kuntz noch immer, doch ansonsten war der U21-Nationaltrainer mit seinem neuen Team im Großen und Ganzen zufrieden. Mit 19 Debütanten muss der U21-Trainer gut zwei Monate nach der erfolgreichen EM den Neustart meistern.
Beim 2:0 (1:0)-Sieg im Testspiel gegen Griechenland in Zwickau am Donnerstag gelang dem Team ein erster Schritt. «Dafür, dass sie das erste Mal zusammengespielt haben, war es ok», urteilte Kuntz und fügte mit Blick auf seine neue Mannschaft schmunzelnd hinzu: «Es war in der Kabine leiser als bei der letzten U21, aber die Musik ist genauso gräulich.»
Schlager oder Hip Hop, damit kann der 56 Jahre alte Kuntz nichts anfangen, seine Spieler aber schon. Daran hat sich auch mit dem neuen U21-Jahrgang nichts geändert. In Johannes Eggestein, Lukas Nmecha und Markus Schubert waren in Zwickau nur noch drei Vize-Europameister dabei, dem Team mangelte es daher noch an Automatismen. «Es ist ja klar, dass da noch die Abstimmung fehlt», sagte Niklas Dorsch (58.), der nach dem Wolfsburger Nmecha (25. Minute) zum 2:0 traf.
Der Erfolg gegen die Griechen, die ab der 37. Minute in Unterzahl spielen mussten, dürfte für den Pflichtspielauftakt der neuen U21 am kommenden Dienstag allerdings wenig Aussagekraft haben. «Mir war es nicht ganz so recht, dass wir gegen zehn Mann spielen mussten», sagte Kuntz, der insgesamt 22 Spielern aus dem Kader Einsatzzeiten gab. «Aber insgesamt gab es gute Erkenntnisse für die Startformation», sagte Kuntz mit Blick auf die Partie gegen Wales in Wrexham, warnte aber auch: «In Wales wird uns sicherlich mehr abverlangt werden.»
In der Qualifikations-Gruppe mit Bosnien und Herzegowina, Moldawien und Belgien als weiteren Gegnern sollte sich die U21 für die direkte Qualifikation keinen Ausrutscher zum Auftakt erlauben. «Jeder ist gespannt, jetzt wird es ernst», sagte U21-Neuling Ridle Baku, der gegen Griechenland eine gute Leistung bot. Dorsch prophezeite: «Wenn wir das Spiel genauso angehen wir heute, sind wir gut gerüstet.»
Der Bremer Johannes Eggestein, der das Team am Donnerstag als Kapitän anführte, erinnerte sich an den ersten Auftritt mit der alten U21 vor zwei Jahren zurück. «Da haben wir verloren. Wir haben heute das erste Spiel gewonnen, deswegen kann man ganz zufrieden sein», sagte der Offensivspieler. Am Ende des alten U21-Zyklus stand Platz zwei bei der EM. Dennoch hat Kuntz zum Start mit dem neuen Team «ungefähr gleich» viel Bauchschmerzen wie bei der alten Elf, wie er zugab.
Doch während vor zwei Jahren im neu formierten U21-Kader zahlreiche Spieler mit Bundesliga-Erfahrung kickten, stehen im neuen Aufgebot vor allem Profis aus der 2. Liga. «Der Weg, es zu schaffen, wird immer schwieriger», sagte Torschütze Dorsch, der beim FC Bayern ausgebildet wurde und nun bei Zweitligist 1. FC Heidenheim spielt. «Hier will jeder mal irgendwann in der 1. Liga landen.»
Kuntz hatte bereits vor dem Auftakt vor zu hohen Erwartungen an die neue Generation gewarnt, die auch in den vorherigen DFB-Auswahlteams weniger erfolgreich war als ihre Vorgänger. Einen Spieler wie Bakery Jatta vom Hamburger SV könnte Kuntz daher gut im Team gebrauchen, wie der 56-Jährige schon angekündigt hatte. Der Profi aus Gambia, dem er bei einer möglichen Einbürgerung helfen will, könnte «im 98er Jahrgang zu den Besten in Deutschland gehören», glaubt Kuntz.
(dpa)