Lillehammer – Markus Eisenbichler kennt die Gefühlswelten eines Leistungssportlers. Doch was der 25 Jahre alte Skispringer gegenwärtig erlebt, verschlägt ihm fast die Sprache. Der dritte Platz beim Weltcup in Lillehammer war der größte Einzelerfolg in der Karriere des Siegsdorfers.
Und jene, denen er seit Jahren nacheifert, waren die ersten Gratulanten. Severin Freund, Andreas Wellinger oder Richard Freitag herzten ihren Teamkollegen. Bundestrainer Werner Schuster zeigte nach der Siegerfaust wie gewohnt verhaltene Freude, genoss den Erfolg des Bayern eher im Stillen.
Dabei müsste gerade beim Coach der deutschen Adler die Genugtuung besonders groß sein. Mit Eisenbichler hat er in dieser noch jungen Saison wenigstens einen, der mit erstaunlicher Konstanz an die Tür zur Weltspitze klopft und sie nun sogar weit aufgemacht hat. Gingen dessen Plätze sieben und 15 zum Auftakt in Kuusamo noch im Jubel um den Raketenstart von Severin Freund unter, war Eisenbichler schon in Klingenthal der beste DSV-Adler.
Sowohl bei Platz zwei mit der Mannschaft als auch bei Rang sechs im Einzel zeigte er dort weite Flüge und gravierende Fortschritte. Und Platz sieben am Samstag in Lillehammer kam nur wegen eines schlechteren ersten Durchgangs zustande. «Markus hat einen guten Lauf, er kann aber noch besser springen», kündigte Schuster schon vor dem Sonntag an.
Da explodierte sein Schützling dann förmlich, zeigte bei schwierigen Windverhältnissen, wieviel er dazugelernt hat. Denn Eisenbichler ist ein akribischer Arbeiter, der sich auch von Misserfolgen nicht abschrecken lässt. Vor zwei Jahren gehörte er schon zur deutschen Elite. Platz 15 im Gesamtweltcup ließen Großes erwarten. Doch der Bundespolizist rutschte in ein Leistungsloch. Zwar durfte er auch in der vergangenen Saison hin und wieder im Weltcup dabei sein, Top-Ergebnisse aber blieben aus. Und so fand sich der Bayer im Sommer nur noch in der Gruppe der Anschlusskader wieder.
«Ich habe sehr gut trainiert, einige wichtige Dinge umgestellt. Die Trainer im B-Kader haben mich hervorragend aufgebaut», erzählte Eisenbichler. So gewann er die Gesamtwertung des Sommer-Continentalcups und rückte wieder in Schusters Blickfeld. Doch das war und ist für den 1,73 großen Athleten nur ein Zwischenschritt. Lillehammer ist Geschichte, jetzt warten Engelberg und die Vierschanzentournee.
«Ich habe gelernt, mich nicht mehr so schnell aus der Reserve locken zu lassen. Ich denke nur noch von Wettkampf zu Wettkampf, von Schanze zu Schanze», sagte Eisenbichler. Auch sein dritter Platz reicht ihm nicht. «Jetzt habe ich zwar auf dem Podium gestanden, aber da gibt es noch ein paar Stufen. Wenn du Leistungssport betreibst, willst du auch gewinnen», betonte er seine Ansprüche.
Und weiß dabei, dass er sprungtechnisch noch lange nicht alles ausgereizt hat. «Markus ist zwar seit Wochen in einer sehr guten Verfassung. Aber er muss sich noch steigern, wenn er wirklich zu den Besten der Welt gehören will», stellte Schuster neue Ansprüche.
(dpa)