Kölner Lernprozess führt Richtung Europa

Köln – Trainer Peter Stöger sprach zum wiederholten Mal von einem Lernprozess. Und der, das ist spätestens seit dem 1:0 (0:0) gegen den direkten Konkurrenten Eintracht Frankfurt sehr deutlich, könnte die Fußballprofis des 1. FC Köln Richtung Europa führen.

«Es ist keine Selbstverständlichkeit für meine Jungs», kommentierte Stöger die erstaunliche Entwicklung, die nach 27 Bundesligaspielen zu beeindruckenden 40 Punkten geführt hat.

«Aber gefühlt ist es noch immer nicht genug.» Diese Aussagen von Stöger lassen eine Mutmaßung zu: Der Österreicher und Manager Jörg Schmadtke wollen weiter machtvoll am gemeinsamen Plan arbeiten. Ihr Ziel ist es, den FC endgültig und langfristig dort zu etablieren, wo er sich aktuell befindet. Und das ist die erweiterte Spitzengruppe der Bundesliga – allerdings noch mit gehörigem Abstand zu den Königsklassenpositionen.

Der Status quo allerdings sei nur eine «Momentaufnahme», wie Matthias Lehmann nach dem Siegtor durch Milos Jojic (53. Minute) vor den Augen von Bundeskanzlerin Angela Merkel festhielt. «Da wird keiner die Trompete blasen und das Glas heben», fügte FC-Spielführer Lehmann zurückhaltend an. Stöger indes möchte nach langem Zögern nun langsam eines tun: Fragen nach den internationalen Chancen seiner Mannschaft zulassen.

«Ich bin überhaupt nicht böse», erwiderte Stöger auf die Frage, von wann an er denn nicht mehr böse sei, wenn ihm Kommentare zu einem denkbaren Europa-Trip entlockt werden sollen. Eindeutig mochte er sich aber nicht positionieren: Dafür ist ihm die Konstellation noch nicht klar genug. Und ein anderes Puzzleteil passt hin und wieder keineswegs perfekt: «Das war zeitweise wie ein kopfloses Huhn», ließ Lehmann zum schwachen Auftritt in den ersten 45 Minuten wissen.

Das hätte die Eintracht ausnutzen können – tat es indes nicht. Die Hessen sind nun bereits seit acht Spielen sieglos und in der Liga seit 439 Minuten ohne Treffer. «Das ist kein angenehmes Gefühl», erläuterte Coach Niko Kovac. Und er sieht sich bestätigt in einer Einschätzung, die er schon im Winter von sich gab: «Dass wir eine Mannschaft sind, die sicher oben nichts verloren hat.»

Angesichts der Krise sah sich Kovac trotz der 37 Zähler, von denen allerdings 29 aus der Hinrunde stammen, zu einer Aussage genötigt: «Ich habe ganz klar den Blick eher nach unten als nach oben. Die da oben interessieren mich nicht.» Die Offensive sei derzeit «so gefährlich wie eine Horde Kuscheltiere auf der Wohnzimmercouch», hieß es am Tag nach dem 0:1 in der «Frankfurter Rundschau».

Was nun? «Kopf nach oben, weiter geht’s! Ich bleibe trotzdem positiv», sagte Kovac. Er glaubt daran, dass sein Team es mit Treffern und Siegen «irgendwann wieder hinbekommen» werde. Defensivmann Bastian Oczipka gab sich kämpferisch: «Wir müssen dranbleiben und das Tor einfach erzwingen.» Und von Europa hätten er und seine Mitstreiter «die ganze Zeit nicht gesprochen». Dabei ist dieses Thema keineswegs abgeschlossen: Gelingt gegen Bremen am Freitag (20.30 Uhr/Sky) die Wende, bleibt Frankfurt in der Verlosung.


(dpa)

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