München – Eine schnelle Einigung zwischen Manuel Neuer und dem FC Bayern ist nicht in Sicht. In schwierigen Tagen der Coronavirus-Krise sind die Verhandlungen über eine Verlängerung des im kommenden Sommer auslaufenden Vertrags nicht leichter geworden.
Der deutsche Fußball-Rekordmeister und sein Weltklassetorhüter sollen sich sowohl über die Laufzeit als auch über die finanziellen Konditionen nicht einig sein. Was bei Trainer Hansi Flick und Vorzeigebayer Thomas Müller reibungslos klappte, entpuppt sich beim Kapitän als schwieriges Projekt. Offizielle Statements gibt es nicht.
Langfristverträge sind in München für Stars im fortgeschrittenen Profi-Alter nicht üblich, auch für Arjen Robben und Franck Ribéry gab’s am Ende nur Verlängerungen um ein Jahr. Für den 34-jährigen Neuer würde der Verein möglicherweise eine Ausnahme machen, aber nicht um jeden Preis. Laut Medienberichten ist die Neuer-Seite verstimmt, dass Details aus den Verhandlungen an die Öffentlichkeit gelangten. Dem Vernehmen nach will Neuer bis 2025 bleiben, dann wäre er 39 Jahre alt. Der Verein soll eine zwei Jahre kürzere Laufzeit anstreben.
Flick wies dieser Tage auf das Spannungsfeld hin, in dem sich Vereine und Profis in der Corona-Krise bewegen. «Das ist im Moment keine einfache Situation, auch für die Kaderplanung, weil viele Unbekannte in dem Spiel mit dabei sind», sagte der 55-Jährige. «Wir müssen abwarten und gucken, wohin das Ganze führt.»
Flick, der wiederholt seine hohe Wertschätzung für den 2014er Weltmeister-Torwart Neuer äußerte, verlängerte wie Müller bis 2023. Auch Neuer sollte unbedingt gehalten werden, riet Torhüter-Legende Sepp Maier. «Es gibt momentan keinen Besseren als Neuer auf der Welt, und es wird auch in den nächsten fünf Jahren keinen geben», sagte der 76-Jährige der «Abendzeitung» über den Keeper, der 2011 zu Bayern kam – damals von Fans mit «Koan Neuer»-Plakaten abgelehnt.
Neue Kontrakte für Leistungsträger wie David Alaba oder Thiago (beide bis 2021 gebunden) könnten folgen, neues Personal soll kommen. «Die Ausrichtung ist letztendlich, dass wir erfolgreiche Jahre haben wollen und man immer gucken muss, dass man den Kader optimiert», sagte Flick. «Wir sind da auf einem sehr guten Weg, haben eine super Basis und schauen, dass wir die Dinge auch in der schwierigen Phase im Sinne des FC Bayern machen.»
Fest steht bislang der Zugang des Schalkers Alexander Nübel (23), der in seiner Vertragslaufzeit bis 2025 zum Neuer-Nachfolger aufgebaut werden soll. Spekulationen um den auch vom FC Liverpool umworbenen Timo Werner (RB Leipzig), dem im Fokus mehrerer Großclubs stehenden Kai Havertz (Bayer Leverkusen) oder Leroy Sané (Manchester City) begleiten die Münchner schon lange.
Der 24-jährige Sané, das sagte sein neuer Berater Damir Smoljan in der «Sport Bild», sieht beim FC Bayern «die Voraussetzungen, um sein großes Ziel, die Champions League zu gewinnen, erreichen zu können». Sanés Vertrag in Manchester läuft bis 2021, Interesse am FC Bayern soll weiter da sein.
Für mindestens zwei der drei Leihspieler nahen Abschiede. Álvaro Odriozola kehrt zu Real Madrid zurück. Bei Philippe Coutinho (FC Barcelona) dürften die Bayern die vereinbarte Kaufsumme von mehr als 100 Millionen Euro nicht bezahlen. Ivan Perisic (Inter Mailand) darf auf einen Verbleib hoffen, was auch von der Ablöse abhängt. «In Wirklichkeit haben wir noch nicht darüber gesprochen», sagte Vorstandschef Rummenigge der «La Gazzetta dello Sport». «Wir haben eine Vertragsklausel, die zu prüfen ist, ich glaube bis Ende Mai.»
(dpa)