Dortmund – Koko, wie sie in der Szene genannt wird, ist einfach nicht zu stoppen. Deutschlands größtes Lauftalent Konstanze Klosterhalfen knackte an ihrem 21. Geburtstag den 30 Jahre alten deutschen 3000-Meter-Rekord.
Das Leichtgewicht aus Leverkusen will nun in zwei Wochen auch bei der Hallen-WM angreifen – und gilt für die Heim-EM im August in Berlin bereits jetzt als Medaillenkandidatin. Dass sich die Ausdauerspezialistin, die in allen Altersklassen auf verschiedenen Distanzen Bestzeiten hält, sich bei ihren Rekordläufen übernimmt oder gar verheizt wird, verneint der Cheftrainer des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) entschieden.
«In die Kompetenz der Trainer und des Betreuerteams – da habe ich ein hohes Vertrauen. Es ist schwierig, wenn jemand ein Riesen-Leistungsniveau hat, zu sagen: Lauf mal jetzt ordentlich langsam!», sagte Idriss Gonschinska nach den deutschen Meisterschaften.
4000 Zuschauer in der Dortmunder Helmut-Körnig-Halle sangen am Sonntag der glücklichen Klosterhalfen ein Geburtstagsständchen. Nach 30 Jahren und 5 Tagen hatte sie den Rekord der Berlinerin Kathrin Ullrich gelöscht. In 8:36,01 Minuten bliebt die Studentin gleich 5,78 Sekunden unter der alten Bestmarke.
«Das ist der schönste Geburtstag, den ich mich hier machen konnte», sagte Klosterhalfen. «Das ist ein ganz tolles Gefühl, bei dem zu sein, was ich gerne mache, und mit den Menschen, die ich gerne habe», sagte sie noch völlig außer Atem und gab zu: «Ich wusste gar nicht, wo der Rekord steht. Und auch jetzt weiß ich meine Zeit noch gar nicht.» Ihr Start-Ziel-Solo-Sieg war imponierend: Selbst auf der Ehrenrunde hätte Klosterhalfen die letzten Konkurrentinnen gut und gern noch ein zweites Mal überholen können.
«Ich bin einfach bei den Rundenzeiten geblieben, die mein Trainer Sebastian Weiß mir gesagt hat», erklärte sie. Und die Hallen-Vize-Europameisterin über 1500 Meter war noch einen Tick schneller – im Ziel hatte sie ihre persönliche Bestzeit um knapp 16 Sekunden unterboten. «Nach 2000 Metern habe ich die Rundenzeiten gar nicht mehr gehört. Da dachte ich: einfach nur noch laufen», schilderte Klosterhalfen, die seit dem vorigen Jahr auch im Freien den deutschen 3000-Meter-Rekord hält.
Die deutsche Nummer 1 fährt nun als Nummer 3 der Welt zur Hallen-WM nach Birmingham (1. bis 4. März). Ob sie dort die 3000 oder die 1500 Meter rennt, ist noch offen. «Wir halten uns da alle Optionen offen», sagte die Siegerin, die in diesem Winter am deutschen Hallenrekord über 1500 Meter schon zweimal knapp vorbeigeschrammt ist.
Als Nummer 1 in der Halle ist Genzebe Dibaba mit 8;31,23 Minuten die große WM-Favoritin – sofern die Äthiopierin in Birmingham über 3000 Meter startet. «Das ist immer noch ein komisches Gefühl, erst Anfang Februar in Karlsruhe bin ich ja gegen sie gelaufen, und in Rio habe ich sie noch gefragt, ob ich ihre Startnummer haben darf. Da schaut man dann schon auf», gab Klosterhalfen zu, die in den vergangenen drei Jahren internationale Nachwuchs-Titel und -Medaillen in Serie einheimste und viele U-Rekorde knackte.
Doch sie musste auch Lehrgeld zahlen. Bei Olympia in Rio (2016) und der WM in London (2017) verpasste Klosterhalfen den Endlauf über 1500 Meter. «Als mein Name schon bekannter war, habe ich mir vielleicht zu viel Druck gemacht. Ich muss einfach lockerer werden», sagte sie nun.
Gonschinska erwartet noch viel von Klosterhalfen. «Sie ist selbstbewusst, sie entwickelt sich, sie lernt neue taktische Varianten», sagte der Leitender Direktor Sport im DLV. «Aber das eine sind nationale Rekorde, und das andere ist internationale Erfahrung.»
(dpa)