Dortmund – Dass der Druck von außen gekommen sei, wird Lucien Favre nach dem Spiel gegen Borussia Mönchengladbach nicht sagen können.
Als der Trainer von Borussia Dortmund mit Blick auf das Spiel gegen den Tabellenführer auf die Wichtigkeit eines Sieges hinwies, fügte er in 30 Sekunden gleich viermal das Wort «unbedingt» an. Mehr Druck kann man sich und seinem Team selbst eigentlich nicht machen. Und die Schwärmereien von Club-Chef Hans-Joachim Watzke für Ex-Coach Jürgen Klopp haben dank unglücklichen Timings auch noch für ein hausgemachtes Problem gesorgt.
Die Partie am Samstag (18.30 Uhr) gegen Favres Ex-Club dürfte tatsächlich wegweisend sein für den selbst ernannten Meisterschaftsanwärter aus Dortmund. Und auch für seinen Trainer. Dass im Borussia-Duell am 8. Spieltag der Tabellenführer aufläuft, haben sie in Dortmund durchaus für möglich gehalten. Allerdings hatten sie da sicher eher an sich gedacht. Nun, nach drei Unentschieden in Folge, kann der achtplatzierte BVB selbst mit einem Sieg noch nicht mal an der Borussia aus Gladbach vorbeiziehen.
Der BVB muss am Samstag also gewinnen. Unbedingt. Und es mehren sich im Umfeld auch die Stimmen derer, die sicher sind, dass auch Lucien Favre selbst tunlichst Ergebnisse liefern müsse. Die Kritik, die langsam gegen ihn aufkommt, hat der 61-Jährige durchaus registriert. Es hält sie offenbar für normal, aber auch für übertrieben. «Wenn es nicht gut läuft, weiß ich, wie es geht», sagte er: «Ich bin lange in der Branche. Leider ist es heutzutage so. Aber ich mache weiter und habe kein Problem damit.»
Auch dass in der Länderspiel-Pause rund um den BVB wieder mächtig von Jürgen Klopp geschwärmt wurde, wird Favre registriert haben. Der Ex-Coach hatte gemeinsam mit Watzke dessen Biografie vorgestellt. Und der BVB-Boss hatte darin verraten, dass er vor der Verpflichtung von «Wunschkandidat» Favre für alle Fälle erstmal Klopp angefragt habe. «Aki Watzke hat es sicher nicht mit Vorsatz gemacht», meinte der langjährige BVB-Abwehrchef Jürgen Kohler deshalb in der «Sport Bild»: «Aber unbewusst schadet er dem eigenen Trainer.»
Michael Zorc hat Favre in den vergangenen Wochen mehrfach demonstrativ den Rücken gestärkt. Doch auch der Manager wird genau beobachten, wie der Verein und der Trainer durch die kommenden drei Wochen kommen. Mit dem Hammer-Programm zweimal gegen Gladbach (auch im DFB-Pokal), zweimal gegen Inter Mailand in der Champions League sowie gegen den Zweiten Wolfsburg, Erzrivale Schalke und Meister Bayern München in der Liga.
Vor dem ersten Gladbach-Spiel mahnte Zorc mehr Entschlossenheit und Konsequenz an, gab sich aber sonst demonstrativ gelassen. Die Gründe für zuletzt drei 2:2-Unentschieden in der Liga kenne man, versicherte er. «Man muss aber auch bedenken, dass manche Dinge unglücklich waren», sagte er: «Wenn sie häufiger passieren, versucht man Muster darin zu erkennen. Es ist aber wichtig, an die eigenen Stärken zu glauben.»
Sollte es am Samstag schief gehen, dürfte man vor dem Derby auf Schalke gespannt sein, für wie wichtig Favre dort einen Sieg erachtet. Eine Steigerungsform zu «unbedingt» gibt es offiziell nämlich nicht.
(dpa)