London – Chris Froomes langjähriger Trainer Kim Kerrison fürchtet um die Unversehrtheit des viermaligen Toursiegers bei der am 7. Juli startenden 105. Frankreich-Rundfahrt.
Manche Kritiker würden Ressentiments schüren, die die Sicherheit des umstrittenen Sky-Kapitäns gefährden könnten, sagte Kerrison der englischen Zeitung «The Guardian». Froome wird seit einiger Zeit von einem Bodyguard begleitet, wie ihn auch schon der später lebenslang gesperrte, ehemalige Seriensieger Lance Armstrong bei der Tour de France hatte.
Zuletzt kritisierte besonders der fünfmalige Toursieger Bernard Hinault den Briten, der trotz der weiter schwelenden Affäre um seine erhöhten Salbutamol-Werte am Tour-Start stehen wird. Das französische Radport-Idol hatte sogar einen Fahrer-Streik gegen die Teilnahme Froomes gefordert.
«Wenn Dinge dargestellt werden, um Voreingenommenheit gegen Chris zu schüren, ist das nicht sehr verantwortungsvoll. Faire Behandlung durch die Medien ist die Voraussetzung, die Sicherheit der Fahrer zu gewährleisten», sagte der Australier Kerrison. Das Sky-Team hatte die Aussagen Hinaults als «enttäuschend, unkorrekt und unverantwortlich» gebrandmarkt.
Der einstige Seriensieger aus Frankreich, zu aktiven Zeiten auch nicht frei von Doping-Verdächtigungen, hatte gefordert, Froome wegen Dopings zu sperren. Die Rechtslage ist aber nicht so eindeutig. Der Fall Froome ist (noch) kein Dopingfall. Der umstrittene Brite war am 7. September 2017 vor seinem späteren Vuelta-Sieg mit einem zu hohen Wert des Asthmamittels Salbutamol getestet worden.
Der Einsatz des Therapeutikums ist – nach ärztlicher Empfehlung – gestattet. Erst beim Überschreiten der Grenze von 1000 Nanogramm des Wirkstoffes pro Milliliter Urin wird Salbutamol als Doping gewertet. Froome wies den doppelten Wert auf. Seit Dezember versuchen er und sein Anwalt-Team zu belegen, dass keine Manipulationsabsicht vorlag. Nach den WADA-Statuten darf er so lange seinem Beruf nachgehen, bis der Weltverband UCI eine Entscheidung in der Causa fällt. Es gibt keine zeitliche Begrenzung der Dauer der Prüfung, die seit vergangenen Dezember läuft.
«Wir wissen, dass das Publikum in Frankreich fantastisch ist. Aber wir wissen auch, dass ein kleiner Teil feindselig und hasserfüllt gestimmt ist», erklärte Kerrison. 2015 war Froome, dessen außerordentlicher Erfolgsweg bei der Tour seit 2013 argwöhnisch verfolgt wird, auf der 14. Etappe nach Mende von einem Zuschauer mit Urin überschüttet worden. Einen Tag später wurde er bespuckt.
Kerrison ist überzeugt, dass sein Schützling die verbalen Anfeindungen, die ihn zuletzt auch schon bei seinem Giro-Triumph in Italien begleiteten, wegstecken kann. «Wenn es an der Zeit ist, sich auf seine Leistung zu konzentrieren, ist er einzigartig gut darin, das alles beiseite zu legen und zu liefern», sagte der Trainer, für den es in der Salbutamol-Affäre «nie ein Fragezeichen» gab. «Ich bin überzeugt, er ist unschuldig.»
(dpa)