Indian Wells – Bescheidene Resultate zum Saisonstart, beim bedeutendsten Turnier nach den Grand Slams noch kein Match absolviert – und plötzlich doch wieder die Nummer eins im Damen-Tennis.
Angelique Kerber kehrt dank der kurzfristigen Absage ihrer Rivalin Serena Williams für das Masters-Turnier in Indian Wells auf die Spitzenposition der Weltrangliste zurück. Am Tag vor den ersten Hauptfeld-Partien gab die 23-malige Grand-Slam-Siegerin aus den USA ihren Rückzug bekannt und strich auch gleich noch das anschließende Turnier in Miami, in der Nähe ihres Wohnortes, aus dem Programm.
Eine Stunde, nachdem die «New York Times» die Williams-Absage für das Wüsten-Event östlich von Los Angeles als breaking news verkündet hatte, bestätigten die Veranstalter um Turnierdirektor Tommy Haas die unerwartete Nachricht. Was für den noch immer aktiven deutschen Profi zur Premiere im neuen Job einen unerfreulichen Rückschlag bedeutete, bescherte Kerber schon vor dem ersten Ballwechsel zum zweiten Mal in ihrer Karriere den Sprung auf Platz eins der Branchenwertung.
Bei den US Open im vergangenen Jahr löste die Kielerin Serena Williams ab und hatte die Spitzenposition bereits zwischen dem 12. September 2016 und dem 30. Januar 2017 inne. Den Status verlor Kerber jedoch nach ihrem frühen Aus bei den Australian Open und dem Titelgewinn der 35 Jahre alten Amerikanerin wieder. 38 Tage später kündigt sich der erneute Wechsel an: Weil Williams ihre Punkte vom Finaleinzug im Vorjahr nicht verteidigen kann, wird Kerber unabhängig von ihrem Abschneiden am 20. März wieder als Nummer eins geführt.
«Ich bin enttäuscht, dass ich nicht dabei sein kann. Wegen meiner Knie konnte ich nicht trainieren», wurde Williams am Dienstag auf der Homepage der mit 7,699 Millionen Dollar dotierten Veranstaltung zitiert. «Ich werde weiter nach vorne blicken und positiv bleiben. Ich freue mich, so bald wie möglich zurückzukehren», übermittelte die älteste Nummer eins in der Geschichte des Damen-Tennis noch.
Doch die Last-Minute-Absage auch schon jetzt für das Turnier in Miami wirft Fragen auf. Seit den Australian Open, als sie ihre Schwester Venus im Finale bezwang und mit 23 Grand-Slam-Titeln den Profi-Rekord von Steffi Graf übertrumpfte, hat Serena Williams kein Turnier mehr bestritten. Bei ihrem einzig weiteren Auftritt 2017 war sie zuvor im neuseeländischen Auckland im Achtelfinale gescheitert.
Neigt sich die Karriere der Ausnahmeathletin nun schneller als gedacht dem Ende entgegen? Hat sie für die Australian Open und den vermeintlichen Ewigkeits-Rekord nochmals alle Kraftreserven mobilisiert, und sagt ihr Körper nach all den Strapazen der vergangenen Jahre jetzt Stop? Allen Spekulationen zum Trotz: Noch ist es zu früh, die jüngere der beiden Williams-Schwestern abzuschreiben. Das hat sich schon bei einem männlichen Kollegen als Trugschluss erwiesen. Nach zahlreichen Verletzungen und Rückschlägen gewann Roger Federer zuletzt die Australian Open. Im Alter von 35 Jahren.
(dpa)