Keine Sektlaune bei Gummersbach-Keeper Lichtlein

Minden – Über seinen Rekord für die Ewigkeit konnte sich Carsten Lichtlein nicht so recht freuen.

Obwohl der frühere Handball-Nationaltorwart am Donnerstagabend mit drei gehaltenen Strafwürfen zum erfolgreichsten Sieben-Meter-Killer der Bundesliga-Geschichte avancierte, konnte er die 24:29-Niederlage des VfL Gummersbach bei GWD Minden nicht verhindern. 479 Siebenmeter hat er in 17 Jahren nun pariert und damit Jan Holpert als Rekordhalter abgelöst.

Doch statt Feierstimmung herrschte Ernüchterung. «Die Einstellung in einem so entscheidenden Spiel hat mir gefehlt», kritisierte Lichtlein.

Nach vielen erfolgreichen Jahren durchlebt der 2,02 Meter große Keeper gerade schwere Zeiten mit dem Traditionsverein, der als Tabellenvorletzter mit 4:18 Punkten wie im Vorjahr mitten im Abstiegskampf steckt. «Man darf nicht vergessen, dass wir eine neu zusammengewürfelte Mannschaft mit acht neuen Spielern haben. Das muss sich erst einmal alles finden», sagte Lichtlein zwar. Als Entschuldigung wollte er das aber nicht gelten lassen. «Wir waren zu ungefährlich.»

Dabei hat Lichtlein schon bessere Tage erlebt. 2003 wurde der stets bescheidene Torhüter mit der DHB-Auswahl WM-Zweiter – sein erster großer Erfolg. 2004 folgte der EM-Titel und 2007 der WM-Triumph als Krönung. Und auch 2016 war er dabei, als die Bad Boys in Polen über sich hinauswuchsen und sensationell Europameister wurden.

Für Lichtlein schloss sich dort der Kreis – zumindest auf internationalem Parkett. Denn in der Bundesliga denkt «Lütti», der an diesem Samstag 37 Jahre alt wird, noch längst nicht ans Aufhören. «Ich hatte in meiner Karriere bisher keine schweren Verletzungen. Ich fühle mich fit und hoffe, es geht so weiter. Ich habe einen Vertrag bis 2020, dann werde ich 40. Danach schauen wir mal», sagte Lichtlein unlängst bei einem Festempfang zum 100-jährigen Jubiläum der Sportart.

Ein Erfolgsrezept im Eins-gegen-Eins-Duell vom Siebenmeterpunkt hat er nicht. «Man versucht, sich groß zu machen und den Schützen möglichst wenig vom Tor sehen zu lassen. Dazu kommt ein intensives Videostudium», sagte Lichtlein. «Ich glaube aber nicht, dass man sich konkret auf Siebenmeter spezialisieren kann. Am Ende gehört immer etwas Glück dazu.»

Das kann er vor allem im Abstiegskampf mit dem VfL gut gebrauchen. Seit der Gründung der Bundesliga im Jahr 1966 ist der zwölfmalige deutsche Meister und elfmalige Europacupsieger noch nie abgestiegen. Das soll auch in dieser Saison so bleiben. «Wir wollen so schnell wie möglich da unten raus», erklärte Lichtlein. Er selbst will mit Paraden statt Parolen dazu beitragen.


(dpa)

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