Keine Frage des Alters: Koslowski verblüfft mit DVV-Frauen

Nagoya – Selbst einem Julian Nagelsmann oder Domenico Tedesco hat Felix Koslowski etwas voraus. Mit gerade einmal 26 Jahren wurde der gebürtige Schweriner 2010 Cheftrainer beim Volleyball-Bundesligisten VfB 91 Suhl.

Nagelsmann war 28 Jahre alt, als er Coach beim Fußball-Bundesligisten 1899 Hoffenheim wurde, Tedesco übernahm mit 31 Jahren seinen ersten Posten im Profifußball und stieg zum Chef beim Fußball-Zweitligisten FC Erzgebirge Aue auf.

«Damals war das Alter natürlich auch bei mir ein Thema. Für eine Mannschaft ist aber entscheidend, ob sie dich respektiert und ob du Ahnung hast, wovon du sprichst», sagte Koslowski der Deutschen Presse-Agentur. «Alter und Herkunft sind dann nicht so wichtig.»

Koslowski ist mittlerweile Vereinscoach von Meister Schweriner SC und Bundestrainer der deutschen Volleyballerinnen – mit gerade erst 34 Jahren. Fast drei Jahre betreut er die Eliteauswahl schon. Und nicht erst bei der WM in Japan zeigt Koslowski seine Qualitäten.

Mit vier Siegen in bislang sieben WM-Partien überraschten die DVV-Frauen. Vor allem das sensationelle 3:2 gegen den zweimaligen Olympiasieger Brasilien nach 0:2-Rückstand war ein Erfolg für die Geschichtsbücher des Verbandes. Und ein Beispiel dafür, was Mentalität und mannschaftliche Geschlossenheit bewegen können. Damit ist vor den abschließenden Gruppenspielen am Mittwoch (9.10 Uhr) gegen Puerto Rico und am Donnerstag (6.25 Uhr) gegen die Dominikanische Republik noch ein Platz unter den Top Ten drin.

Koslowski hat die junge Auswahl des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV) entwickelt, bei gerade einmal 25 Jahren liegt ihr Altersdurchschnitt. Im Sommer bei der Nationenliga, einem Turnier der weltbesten Teams, musste die Mannschaft noch bittere Niederlagen ertragen. Von 15 Partien gewann sie nur fünf.

«Deutschland wird wieder wahrgenommen, keiner will gerne gegen uns spielen», konstatierte Koslowski während der WM. «Diese Generation könnte vielleicht bei der nächsten WM um einen Platz unter den ersten Sechs spielen.»

Zu dieser neuen Generation gehört Louisa Lippmann, die regelmäßig beste deutsche Angreiferin ist. Zwei Jahre hat sie Koslowski in Schwerin aufgebaut, nun wechselt sie nach Florenz. «Die Bundesliga entwickelt sich wirklich gut, aber die Ligen in Italien und der Türkei sind einfach deutlich stärker. Da werden die Spielerinnen nicht nur ein paar Monate im Jahr gefordert», urteilte Koslowski. Daher unterstützt er die Spielerinnen beim Sprung ins Ausland.

Der Jungcoach weiß schließlich selbst, wie wichtig die Erfahrung jenseits der Landesgrenze ist. Als Assistent lernte er bei Famila Chieri und Foppapedretti Bergamo in Italien. Und nicht zuletzt die Nationalmannschaften von 2011 und 2013, die jeweils Vize-Europameister wurden, war gespickt mit Legionärinnen.

Einen Blick über den Tellerrand beweist Koslowski auch bei der Auswahl seiner Assistenten – an seiner Seite steht in der Niederländerin Saskia van Hintum auch eine erfahrene Frau. «Sie denkt wie wir und hat einfach nochmal eine andere Sicht auf die Dinge als die Männer. Das ist oft sehr bereichernd», sagte Spielführerin Maren Fromm über die 48-jährige van Hintum. Alter? Herkunft? Geschlecht? Am Ende geht es nur darum, ob es funktioniert.


(dpa)

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