Kamil Stoch: Dank neuem Trainer zurück an die Weltspitze

Bischofshofen – Schon als Kind träumte Kamil Stoch von weiten Flügen. Kein Wunder, ist er doch in Zakopane geboren, dem polnischen Skisprung-Mekka.

Mit dem Triumph bei der Vierschanzentournee ist der Olympiasieger, Weltmeister und Weltcup-Gesamtsieger nun endgültig zu einem Sport-Idol in seiner Heimat geworden.

Stoch ist damit in die Fußstapfen des legendären Adam Malysz getreten. Und das mit 29 Jahren – einem schon gesegneten Skisprungalter. Umso erstaunlicher ist es, dass sich Stoch nach zwei Jahren im sportlichen Tief zu einem solchen Comeback aufschwingen konnte. Das hatten ihm wohl nur noch enge Freunde und ein paar Insider zugetraut.

Einer davon war Malysz, als dessen Kronprinz Stoch lange galt. Doch erst nach dem Rücktritt des polnischen Nationalhelden schaffte der schlaksige Mann den Durchbruch in die Weltspitze. 16 Jahre nach dem Tournee-Triumph von Malysz ist der 1,73 Meter große und 55 Kilogramm leichte Stoch auf dem Gipfel angekommen. Davon konnte ihn auch nicht eine schmerzende Schulterverletzung abhalten, die er sich bei seinem Trainingssturz in Innsbruck geholt hatte.

Mit der Erfüllung des Tournee-Traums hat sich Stoch zu einem der erfolgreichsten Skispringer der vergangenen Jahre aufgeschwungen. Einen kleinen Anteil daran hat Malysz, der als Sportdirektor den entscheidenden Schritt machte, indem er Stefan Horngacher vor der Saison als Nationaltrainer einstellte.

Der frühere Assistent von Bundestrainer Werner Schuster wusste sofort, an welchen Stellschrauben er drehen musste. Der Österreicher korrigierte Stochs Anlaufposition und schon funktionierte es wieder. «Stefan ist einer der besten Trainer der Welt. Ich liebe es, mit ihm zu arbeiten», lobte Stoch den Coach.

Der änderte die Vorbereitung und die Technik. Noch wichtiger aber: Horngacher hat seinen beinahe krankhaft ehrgeizigen Musterschüler dazu bewegt, nicht ständig mit sich zu hadern. «Ich muss nicht immer der Sieger sein. Es reicht, einer der Besten zu sein», lautet nun Stochs Credo.

Horngacher habe ihm beigebracht, nicht darüber nachzudenken, was er nicht geschafft habe, sondern das zu genießen, was er erreicht habe. Und das ist eine Menge. Nach dem ersten Weltcupsieg 2011 – ausgerechnet auf seiner Heimschanze in Zakopane – ging Stochs Karriere steil durch die Decke.

Zwei Jahre später gewann er bei der Weltmeisterschaft in Val di Fiemme Einzel-Gold und zweimal Team-Bronze. 2014 folgte in Sotschi die Krönung mit dem Doppel-Olympiasieg auf der Groß- und Normalschanze sowie dem Gewinn des Gesamt-Weltcups.

Doch dann kam der Absturz. Kurz vor dem Beginn der Saison 2014/15 musste sich Stoch einer Knöcheloperation unterziehen. «Da bist du so gut wie erledigt, da kannst du keine überragende Leistung mehr bringen», sagte Horngacher im Rückblick über die schwere Zeit.

Auch in der vergangenen Saison schaffte Stoch nicht den Anschluss und sprang meistens frustriert hinterher. Nicht einmal landete er auf dem Podest, wurde bei der Tournee nur 23. und am Saisonende lediglich 22. im Gesamt-Weltcup. Das ist längst vergessen, denn Kamil Stoch ist wieder ganz oben.


(dpa)

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