Wolgograd – Auf England im WM-Achtelfinale hätten sich die Japaner ganz besonders gefreut. Der Dortmunder Shinji Kagawa hat zum Beispiel von 2012 bis 2014 für Manchester United gespielt.
Der frühere Stuttgarter und Mainzer Shinji Okazaki steht seit drei Jahren bei Leicester City unter Vertrag. «Gegen England will ich spielen, ich habe da Teamkollegen. Das wäre eine gute Situation für mich», sagte der Stürmer nach dem kuriosen Einzug der Japaner in die K.o.-Runde bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland.
Aus England wird aber nichts. Die Japaner treffen am Montag (20.00 Uhr MESZ) in Rostow am Don auf Belgien. Und an dieser Konstellation sind die Asiaten natürlich nicht unbeteiligt. Denn sie verloren zwar ihr letztes Gruppenspiel in Wolgograd gegen Robert Lewandowskis Polen mit 0:1 (0:0). Dennoch reichte den Japanern das Ergebnis, um als Gruppenzweiter zum dritten Mal nach 2002 und 2010 in die erste K.o.-Runde einzuziehen.
Nur die Fairplay-Wertung gab den Ausschlag. Die Japaner, die 2014 noch in der Gruppenphase gescheitert waren, profitierten vom Sieg Kolumbiens gegen Senegal (1:0). Damit waren sie punkt- und torgleich mit den Afrikanern, auch der direkte Vergleich endete unentschieden, so dass am Ende zwei Gelbe Karten weniger über das Weiterkommen entschieden.
Mit heftigen Pfiffen begleiteten allerdings die Zuschauer die letzten Minuten der Partie, da sich die Japaner nur noch vorsichtig gegenseitig den Ball zuschoben. «Es war eine harte Entscheidung und eine sehr riskante Situation», meinte Coach Akira Nishino. «Die Umstände haben diese Entscheidung erfordert. Wir haben nicht mehr angegriffen, sondern uns entschieden, uns auf das andere Spiel zu verlassen.» Er sei «nicht allzu glücklich» darüber, «ich habe das von meinen Spielern aber eingefordert.»
Der in der 82. Minute eingewechselte Frankfurter Makoto Hasebe informierte seine Mitspieler über den Spielstand des Parallelspiels und mahnte, taktisch zu agieren. Sehr zum Missfallen der Fans. «Das Ende sieht nicht so gut aus, das Publikum hat auch gepfiffen. Am wichtigsten ist, dass wir weitergekommen sind», resümierte der Hamburger Gotoku Sakai, der einer von insgesamt sechs Neuen in der Startelf der Japaner war.
Routinier Keisuke Honda war von der Rotation begeistert. Trainer Nishino habe eine «Hochrisikoentscheidung getroffen. Ich habe mit ihm vor dem Spiel gesprochen, und er wollte das Risiko eingehen, weil er schon an das nächste Spiel gedacht hat. Das ist eine großartige Entscheidung, ich habe so etwas zuvor noch nicht gesehen. Es ist seine erste WM und das ist eine beachtliche Entscheidung.»
Auch gegen die starken Belgier wird eine kluge Marschroute des Coaches, der die Mannschaft erst seit April betreut, wichtig sein. «Ich hoffe, dass die Spieler wieder Kraft gesammelt haben und im Achtelfinale 120 Prozent geben können», meinte Sakai über seine geschonten Teamkollegen. Denn der erstmalige Einzug ins Viertelfinale soll kein Traum bleiben. «Wir wollen in dem Turnier überraschen», sagte Kagawa, der einer der pausierenden Japaner war.
(dpa)