Lausanne – Ein Ende der Hängepartie im Skandal um systematisches Doping in Russland und Sabotage bei den Olympischen Winterspielen 2014 ist in Sicht. Das Internationale Olympische Komitee will auf der Exekutivsitzung vom 5. bis 7. Dezember über Sanktionen entscheiden.
Dies bekräftigte das IOC nach einem Gipfel mit Vertretern von Weltverbänden und Nationalen Olympischen Komitees am 28. Oktober in Lausanne. Als «inakzeptabel» wurden hingegen Sanktionsforderungen zurückgewiesen, die vor Abschluss der Untersuchungen öffentlich geäußert würden, hieß es in einer IOC-Mitteilung nach dem sechsten sogenannten Olympic Summit.
Unter anderen hatte die Vereinigung der führenden Nationalen Anti-Doping-Komitees (NADO) einen Komplett-Ausschluss Russlands von den Winterspielen vom 9. bis 25. Februar in Pyeongchang gefordert. Nach der Veröffentlichung des Reports von Sonderermittler Richard McLaren zum Doping-Skandal hatte das IOC zwei Kommissionen eingesetzt. Sie wollen ihre Untersuchungen Ende November abschließen.
Die Kommission unter Vorsitz von Denis Oswald untersuchte die Fälle von 28 russischen Sotschi-Startern, deren Probenflaschen mutmaßlich vom russischen Geheimdienst FSB zum Urin-Austausch geöffnet worden waren. Für diesen Nachweis musste eine valide forensische Methode gefunden werden. Zudem hat das Oswald-Gremium alle russischen Doping-Tests noch einmal analysiert.
«Der Zweck dieser Arbeit ist, sicherzustellen, dass die internationalen Wintersportverbände die notwendigen Werkzeuge zum Schutz der Qualifikationswettbewerbe für Pyeongchang haben», hieß es in einer IOC-Mitteilung. Die Ergebnisse der Anhörungen sollten so bald wie möglich nach jeder einzelnen Anhörung bekanntgegeben werden, damit die Verbände «betroffene Athleten so schnell wie möglich aus dem Qualifikationssystem herausnehmen» könnten.
Bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio hatte das IOC keinen kompletten Bann gegen Russland verhängt, sondern den Weltverbänden die individuelle Startrecht-Prüfung der Athleten des Landes überlassen.
Auch die Kommission von Samuel Schmid, die die Beweise zum mutmaßlich staatlich orchestrierten Doping in Russland untersucht, will ihren Bericht «innerhalb der nächsten Wochen» fertigstellen. Ob das IOC wie in Rio einzelne Athleten der Sportmacht nach Prüfung durch die Weltverbände unter neutraler Fahne teilnehmen lässt oder einen kompletten Ausschluss beschließen wird, hängt auch von der Welt-Anti-Doping-Agentur ab. Sie wird am 16. November entscheiden, ob die russische Kontrollagentur Rusada nach der Suspendierung ihre Arbeit wieder aufnehmen darf.
Um die sauberen Sportler zu schützen, hat das IOC zudem ein vorolympisches Testprogramm im April gestartet, bei dem russische Athleten besonders im Fokus stehen. Bisher sind bereits rund 4000 Kontrollen bei 1800 Athleten vorgenommen worden, teilte das IOC mit.
Ein weiteres Gipfel-Thema war die angespannte Sicherheitslage auf der koreanischen Halbinsel. Dabei betonten die Gipfelteilnehmer, dass die Sicherheit der Athleten oberste Priorität habe.
(dpa)