Düsseldorf – Im Abstiegskampf der Fußball-Regionalliga West hat sich der SV Straelen für einen alternativen Weg entschieden. Die Kommandos auf dem Trainingsplatz gibt seit dem 1. April die frühere Nationalspielerin Inka Grings.
Die 40 Jahre alte Rekordtorschützin in der Frauen-Bundesliga hat die Nachfolge des entlassenen Marcus John angetreten und ist damit die erste Frau, die in Deutschland einen Fußballclub in der vierten Liga betreut. Die schwierige Aufgabe soll die Trainerin allerdings nicht alleine meistern. Ihr zur Seite soll Thomas Drotboom als gleichberechtigter Chefcoach stehen.
«Als ich in der vergangenen Woche dem bisherigen Trainer kündigen musste, habe ich mit Grings und Drotboom Kontakt aufgenommen und gefragt, ob sie sofort kommen können», sagte der Club-Vorsitzende Herrmann Tecklenburg der Deutschen Presse-Agentur. Für Tecklenburg, der mit Fußball-Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg verheiratet ist, keine ungewöhnliche Entscheidung. Seine Ehefrau arbeitet bereits 2003 als Teammanagerin für den damaligen Oberligisten. Gemeinsam haben sie sogar eine Zeit lang das Team trainiert. Und wie der Clubchef verriet, sei ein Engagement von Inka Grings vom 1. Juli an ohnehin eingeplant gewesen – als Sportliche Leiterin.
Tecklenburg sieht überhaupt keine Probleme darin, dass eine Frau ein Männerteam trainiert. «Ich weiß, dass Frauen mehr Ehrgeiz haben und mehr Präzision in ihre Arbeit stecken als manche Männer», sagte Tecklenburg. Von Inka Grings ist er ohnehin überzeugt. «Ich weiß, welche Energie sie in die Arbeit steckt. Sie stammt aus einer Düsseldorfer Arbeiterfamilie und spricht den rauen Ton der Fußballer. Sie lässt sich von den Jungs nicht ins Bockshorn jagen.»
Das bestätigt auch Franz Wunderlich, Sportvorstand des Ligakonkurrenten Viktoria Köln. Dort hatte Grings die U-17-Junioren trainiert. «Sie hat uns sehr positiv überrascht. Sie wusste, wie sie mit den Jungs umgehen musste. Die Ansprache war gut. Aber eine Seniorenmannschaft ist eine andere Geschichte», sagte Wunderlich im «Reviersport». Für seine Regionalligamannschaft könne er sich das aber nicht vorstellen. «Wir gehen da einen anderen Weg.»
Fortuna Düsseldorfs Vorstandsvorsitzender Robert Schäfer begrüßt die Entscheidung. «Ich finde das super und fast schon überfällig. Es gibt keinen geschlechterspezifischen Grund, das nicht zu machen. Wir haben viele gut ausgebildete Trainerinnen. Ich finde gut, dass der Fußball, der ja konservativ ist, da etwas bewegt», sagte der 43-Jährige, dessen Club eine Kooperation mit dem SV Straelen hat. Zudem sitzt Martina Voss-Tecklenburg auch im Aufsichtsrat von Fortuna.
Für Grings zählt von der ersten Trainingseinheit an erst einmal nur die Mission Klassenverbleib. Eine Woche bleibt der 40-Jährigen Zeit bis zum ersten Spiel gegen den SC Verl am 6. März. Über welchen Zeitraum ihr Engagement bei dem Regionalligaclub geht, weiß die Trainerin gar nicht. «Wir kennen uns seit 20 Jahren. Einen Vertrag brauchen wir nicht», sagte Clubchef Tecklenburg.
(dpa)