Im Fokus des Re-Starts: Neue Trainer, leise Abschiede

Düsseldorf – Zwei Trainer geben endlich ihr Debüt, einige Profis hoffen auf ihr Comeback, manche Stars stehen vor einem leisen Abschied: Wenn die Fußball-Bundesliga am Samstag mit dem 26. Spieltag aus der Corona-Pause startet, stehen viele Protagonisten ganz besonders im Blickfeld.

ENDE DER WARTEREI: Als Heiko Herrlich am 10. März Trainer des FC Augsburg wurde, ging er noch davon aus, fünf Tage später sein Debüt gegen den VfL Wolfsburg zu geben. Am Samstag, 67 Tage später, ist es endlich so weit. Herrlich haderte nicht über die Umstände, die Prioritäten waren für ihn klar. «Ich weiß, was es bedeutet, gesund zu sein», sagte der Ex-Nationalspieler, bei dem im Jahr 2000 ein Gehirntumor diagnostiziert wurde. Derweil musste Bruno Labbadia auf seine Premiere bei Hertha BSC am Samstag in Hoffenheim nur 37 Tage warten. Hertha BSC holte ihn am 9. April als vierten Chefcoach in dieser Saison nach Ante Covic, Jürgen Klinsmann und Alexander Nouri. Labbadia brennt auf sein Debüt, bedauert lediglich die Umstände: «Ich kann keinem die Hand geben, ich kann auf dem Platz nicht mal einen in den Arm nehmen», berichtete er.

GLÜCK IM UNGLÜCK: Für zahlreiche Profis war die Saison nach einer Verletzung quasi schon beendet. Viele von ihnen werden nun doch noch zum Einsatz kommen können. Darunter prominente Namen wie Bayern-Star Robert Lewandowski, Dortmunds am Samstag noch ausfallender Kapitän Marco Reus, Leipzigs Kapitän Willi Orban oder die Nationalspieler Suat Serdar (Schalke) und Nadiem Amiri (Leverkusen). «Ich habe nur zwei Spiele verpasst. Ohne die Pause wären es sechs oder sieben geworden», sagte Amiri. Und Orban gab zu: «Wenn man so will, hat mir die Pause ein bisschen in die Karten gespielt.»

TORJÄGER-DUELL: Dass sie künftig zusammen beim FC Bayern spielen, hat Timo Werner zuletzt eindeutig ausgeschlossen. In der Rest-Saison wird sich der Leipziger mit Robert Lewandowski um die Torjäger-Kanone duellieren. Aktuell liegt Werner mit 21 Toren vier Treffer hinter dem Polen, und ohne die Corona-Krise wären durch Lewandowskis Ausfall nach einem Anbruch der Schienbeinkante seine Chancen gestiegen. Nun wird der Bayern-Torjäger aber noch eingreifen können und hofft auf die dritte Kanone in Folge: Das schaffte zuvor nur Gerd Müller zwischen 1972 und 74. «Lewy ist topfit», kündigte Bayern-Coach Hansi Flick an. Und Werner hat kräftig Respekt vor seinem Mitbewerber: «Wenn man den Unterschied zwischen Lewandowski und mir sieht, da habe ich schon noch Luft nach oben», sagte er offen.

TESTLAUF: Seit sein Wechsel zum FC Bayern im Sommer bekannt wurde, ist Alexander Nübel auf Schalke ein Politikum. Und weil der 23-Jährige unter dem Druck der heftigen Fan-Ablehnung mehrfach patzte, hatte Trainer David Wagner Anfang März den noch zwei Jahre jüngeren Markus Schubert zur Nummer 1 bestimmt. Der hatte während der Nübel-Sperre im Januar gute Paraden gezeigt, aber auch gepatzt und den Kampf um den Stammplatz zunächst verloren. Nun kann er zeigen, ob die Königsblauen ihm ab Sommer als klare Nummer 1 vertrauen können. Sportvorstand Jochen Schneider hat jedenfalls volles Vertrauen in den «Wettkampf-Typ» Schubert.

LEISER ABSCHIED: Plakate, Choreo, Ehrenrunde: Normalerweise werden verdiente Stars bei ihren Vereinen pompös verabschiedet – so sie nicht zu einem verhassten Rivalen wechseln. Mario Götze hatte Letzteres 2013 gemacht, als er von Borussia Dortmund zum FC Bayern ging. Diesmal wäre sein Abschied beim BVB nach Auslauf des Vertrages sicher freundlicher ausgefallen. Doch ohne Zuschauer wird die Abschluss-Tour zum leisen Abschied. Ebenso für Raffael nach sieben Jahren in Mönchengladbach und wohl auch Javi Martínez nach acht Jahren beim FC Bayern. Düsseldorfs Sportvorstand Lutz Pfannenstiel geht sogar schon zum 31. Mai. Auf jenes Datum hatte er sich mit dem Verein bei seinem freiwilligen Abschied geeinigt, Nachfolger Uwe Klein steigt schon zum 1. Juni auf.


(dpa)

(dpa)