«Icarus»: Doping-Doku über Whistleblower Rodschenkow

Park City – Whistleblower Grigori Rodschenkow und die Doping-Dokumentation «Icarus» haben von US-Filmmedien viel Lob bekommen. Spektakuläre Enthüllungen oder neue Fakten über das russische Doping-System lieferte der Film aber nicht.

«Obwohl ‚Icarus‘ eigentlich keine neuen Nachrichten bringt, so sammelt er doch sicher viele Punkte, indem er einen diabolischen Hexenmeister ins Bild setzt, der so überraschend seine Geheimnisse auf den Tisch legt», kommentierte «The Hollywood Reporter» nach der Weltpremiere von «Icarus» beim bedeutenden Sundance-Festival in Park City (US-Bundesstaat Utah).

Die Zeitung sieht Chancen für den Doku-Streifen bei den Zuschauern. Der zweistündige Film des US-Regisseurs Bryan Fogel sei «ein Sieger mit guten Aussichten für große und kleine Bildschirme». Die Doku hatte schon vorher für große Aufmerksamkeit gesorgt. Denn erstmals seit seiner Flucht in die USA Anfang 2016 war der abtrünnige frühere Moskauer Dopinglaborchef Rodschenkow nun selbst zu sehen. Doch die von manchen erhofften – und im Kreml befürchteten – «Breaking News» gab der 58-Jährige nicht.

Der promovierte Chemiker beschrieb in der Dokumentation auch seine Wandlung vom Doping-Fahnder zum Doping-Mitorganisator und später zum Kronzeugen. Unter anderen sagte er zu seiner Rolle im staatlich dirigierten Dopingsystem: «Du bist auf der ersten Etage, aber da ist noch eine zweite Etage.»

Für die «Los Angeles Times» war diese höhere Machtebene «dramatisch und böse»: Agenten des russischen Geheimdienstes, nächtliche Operationen bei den Winterspielen 2014 in Sotschi und ein gewisser Witali Mutko, der Wladimir Putin acht Jahre als Sportminister diente.


(dpa)

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