München – Der vorzeitige Sieg gegen einen Fräser im Schichtdienst soll Marco Huck als Referenz dienen: Der Ex-Weltmeister im Cruisergewicht ist zurück in der Königsklasse des Boxens und will dort nach dem Titel greifen.
Soweit der Wunschtraum des 33 Jahre alten Berliners, der am Sonntag in München bei seinem Comeback im Schwergewicht den Hobby-Boxer Yakub Saglam durch Technischen K.o. nach 26 Sekunden der vierten Runde bezwang.
Hucks Gegner galt zwar als K.o.-Matador (37 Knockout-Siege), offenbarte aber gegen den ehemaligen Cruisergewichtler seine engen technischen Grenzen. Der in der Türkei geborene und im Westerwald lebende Familienvater Saglam verdient sich den Großteil seines Lebensunterhalts als Schichtarbeiter.
Nach der vorzeitigen Niederlage – seine Ecke hatte nach zwei Niederschlägen in den Runden drei und vier durch krachende Kopftreffer das Handtuch geworfen – war der 41 Jahre alte Huck-Gegner dennoch stolz.
Jeden Tag den Knochenjob in der Fabrik, dann zum Training, für ein paar Euro boxen und einen – zumindest ehemaligen – Weltklassemann vor die Fäuste bekommen: «Das soll mir erst mal jemand nachmachen», sagte der gezeichnete Saglam nach dem von beiden Seiten sehr unsauber geführten Kampf.
Der 13-malige Cruisergewichts-Weltmeister Huck hatte im 47. Profikampf seinen 41. Sieg gefeiert und will jetzt mehr. «Das war nur eine Zwischenstation. Mein Ziel ist es, im Schwergewicht die Weltspitze zu dominieren». Große Worte, wenn man an seine möglichen Gegner denkt.
Die ungeschlagenen Titelträger Anthony Joshua (Großbritannien/Weltmeister der Verbände WBO, IBF, WBA) und Deontay Wilder (USA/WBC) sind um mehr als zehn Zentimeter größer und rund 20 Kilogramm schwerer als Huck, der nicht mehr Gewicht «abkochen» wollte. Ganz zu schweigen von dem sportlichen Klassenunterschied zur Elite.
Deshalb liegen die Experten Graciano Rocchigiani und Axel Schulz wahrscheinlich bei ihren Warnungen an die Adresse Hucks auch richtig. «Huck hat in der Weltspitze des Schwergewichts nichts zu suchen. Da sind alle größer und schwerer. Er sollte wieder ins Cruisergewicht gehen und dort hart trainieren, damit er das Gewicht bringt», riet ihm der Berliner Ex-Weltmeister Rocchigiani bei «Sport1». George-Foreman-Gegner Schulz pflichtete Rocchigiani – in moderateren Worten – bei.
Im Cruisergewicht hatte Huck zuletzt zwei bittere und deutliche Niederlagen kassiert. Im September 2017 unterlag er im Rahmen der Muhammad-Ali-Trophy dem Ukrainer Alexander Usyk durch technischen K.o. in der 10. Runde, davor dem Letten Mairis Briedis nach Punkten.
(dpa)