Hamburg – Weit weg von Hamburg wird Markus Gisdol über Weihnachten richtig durchschnaufen. «Die drei Monate waren schon extrem, ich bin froh, dass Pause ist. Wir sollten den Akku so weit wie möglich auftanken», sagte der Trainer des Hamburger SV nach dem 2:1 (0:0)-Sieg gegen den FC Schalke 04.
Der zweite Heimsieg nacheinander, 13 Punkte und der inzwischen temporeiche Fußball machen dem erst im September engagierten Coach Mut für die Rückrunde. In der Abwehr muss aber dringend Verstärkung kommen. «Wir sind teilweise sehr weit. Es wird in den nächsten Tagen etwas zu vermelden geben», kündigte der Fußball-Lehrer an.
Nach übereinstimmenden Medienberichten steht der Kölner Stammspieler Mergim Mavraj kurz vor einem Wechsel an die Elbe. Gisdol selbst nannte zunächst keine Namen, düste ins heimatliche Bad Überkingen bei Göppingen und liebäugelt auch mit einem Urlaubstrip.
Die Wintertransfers hatte er gemeinsam mit Dietmar Beiersdorfer angeschoben. Ob der entmachtete Vorstandsvorsitzende nun tatsächlich sein Büro im Volkspark räumt und Heribert Bruchhagen eine Absage erteilt, bleibt die große Frage. «Die Entscheidung liegt bei Didi – jeder weiß, wie ich dazu stehe», sagte Gisdol. Auch weil der Trainer so gern mit Beiersdorfer als Sportchef an seiner Seite weiterarbeiten möchte, kann sich Bruchhagen eine Fortsetzung vorstellen.
Dem Vernehmen nach will Beiersdorfer aber einen Sitz im Vorstand behalten – dem müsste der Aufsichtsrat zustimmen. Obwohl sie ihn wegen grober Fehler im Kerngeschäft Fußball entlassen hatten, können die Räte Bruchhagen wohl nicht den ersten Wunsch im neuen Amt abschlagen. Beiersdorfer herzte am Dienstag jeden einzelnen Profi – fast sah es aus, als wolle er sich verabschieden.
«Er wird sich bestimmt schnell entscheiden. Ich kann nur sagen, dass Didi in letzter Zeit alles für den Verein gegeben hat. Auch menschlich war er super. Er war ein super Sportdirektor für uns. Man ist wie eine Familie», sagte Kapitän Gotoku Sakai. Viel Arbeit wartet auf Gisdol in der kurzen Vorbereitungszeit, Entwarnung ist keineswegs angesagt. «Wir sind noch längst nicht übern Berg, aber wir haben die Grundlage gelegt», sagte Gisdol.
Diese Grundlage scheint den Schalkern dagegen momentan wieder zu fehlen. Enttäuschung, aber viel Realismus mischte sich in die Reaktionen der personell so gebeutelten Gäste. «Mit nur 18 Punkten würde ich ungern über das internationale Geschäft sprechen. Das würde man mir sonst gleich um die Ohren hauen. Die Tabelle lügt nicht, das ist zu wenig», sagte Manager Christian Heidel.
Obwohl einige verletzte Spieler im Januar zurückkommen, wird er sich im Winter dennoch nach Verstärkungen umschauen: «Wir wollen keinen Aktionismus, sportlich und wirtschaftlich muss es ins Konzept passen.» Wenn er einen passenden Spieler findet, soll er schnell kommen und mit ins Trainingslager fahren. «Ende Januar ist zu spät, da sind dann ja schon drei Spiele vorbei.»
Auch Kapitän Benedikt Höwedes räumte nach einer «grottenschlechten» Leistung ein: «Wir dürfen nicht alles auf die Personalmisere schieben. Aber natürlich können wir das auch nicht wegreden.» Im neuen Jahr müssten sie aufpassen, nicht noch in den Tabellenkeller zu rutschen. «Die Pause kommt uns ganz recht, ein paar Leute werden zurückkommen, die wir dringend brauchen», sagte der Nationalspieler.
(dpa)