Erfurt – Am späten Abend wurde Horst Hrubesch der Abschied doch noch versüßt. Beim gemütlichen Zusammensein der deutschen Fußball-Frauen mit ihrem scheidenden Bundestrainer sowie dem gesamten Mitarbeiterstab gab es nach Currywurst und Pommes als Nachspeise Schokoladenkuchen.
Das Lieblingsgebäck des 67-Jährigen. Zuvor war beim 0:0 im letzten Länderspiel des Jahres gegen Spanien in Erfurt die Krönung Hrubeschs ausgeblieben. Zwar geht er ungeschlagen in Rente, aber eben nicht mit acht Siegen in acht Partien.
Aber was heißt Rente. Hrubesch hatte schon mehrmals seinen Abschied gegeben. «Diesmal ändere ich meine Meinung nicht. Der Termin 31.12. steht», sagte er. Und doch hatte man das Gefühl, dass die Tür auch weiterhin einen Spalt breit offen bleibt.
Vom Fußball lassen kann er ohnehin nicht. Auf Wunsch «meiner Mädels», aber auch aus purem Interesse wird er bei der Weltmeisterschaft im Juni nächsten Jahres in Frankreich auf der Tribüne sitzen. Er hat die Mannschaft geformt und wieder zu einem ernstzunehmenden Gegner für die Weltspitze gemacht. Seine Nachfolgerin Martina Voss-Tecklenburg, die am 30. November in Frankfurt offiziell vorgestellt wird, findet einen bestelltes Feld vor.
«Sie war ja immer mit eingebunden. Meine Co-Trainerin Britta Carlsen, die ja weiterhin Co-Trainerin bleibt, hat immer Kontakt zu Martina gehalten», berichtete Hrubesch. Sein Spielsystem, das auf schnelle Ballpassagen, direktes Spiel und viel Bewegung ausgelegt ist, wird sich wohl nur unwesentlich vom System der neuen Bundestrainerin unterscheiden.
Davon gehen auch die Spielerinnen aus. «Ich kenne zwar die Philosophie von Martina nicht, aber ich denke, sie wird anknüpfen und nicht all zuviel ändern. Wir sind jedenfalls gespannt darauf, wie Martina trainiert, wie sie spielen lässt», sagte Lina Magull, die gemeinsam mit Sara Däbritz in die Rolle der Spielmacherin hineingewachsen ist.
Hrubeschs Leitlinien hat das Team jedenfalls verinnerlicht. Spiel durch die Mitte, Seitenwechsel, wenig Ballkontakte, vor allem aber Kommunikation. «Wir sind sicherer geworden, seitdem wir miteinander sprechen», betonte Magull.
Auch der Umbruch im Team ist eingeleitet und sichtbar. «Die Mischung aus alt und jung funktioniert. Das Team wächst zusammen», sagte Hrubesch. Die Neulinge fühlen sich wohl. «Wir sind super aufgenommen worden, sind voll integriert und fühlen uns als Teil der Mannschaft», sagte Lena Lattwein, die in Erfurt ihren zweiten Länderspieleinsatz hatte.
Alle im Team sind sich einig, dass der deutsche Frauenfußball wieder im Kommen ist. Der eingeschlagene Weg erweist sich als richtig, die Weltspitze, das zeigte die Partie gegen starke Spanierinnen, ist nicht mehr weit weg.
(dpa)