Honda: Japans «unverzichtbarer» Teilzeit-Arbeiter

Kasan – Nach 97 Länderspielen und fast 15 Jahren im Weltfußball macht Keisuke Honda bei dieser WM eine neue Erfahrung. Der 32 Jahre alte Rekordmann ist in Japans Fußball-Nationalmannschaft nur noch Joker – und trotzdem so wichtig wie kein zweiter Profi im Team.

Als «unverzichtbar» lobte Trainer Akira Nishino den 32-Jährigen, der beim 2:1 gegen Kolumbien das entscheidende Tor vorbereitete und es beim 2:2 gegen Senegal selbst erzielte. «Ich bereite mich darauf vor, dass ich nur eine Torchance bekomme», sagte Honda über seine neue Rolle.

Bei Japans frühem WM-Aus 2014 war Honda unumstrittener Stammspieler, nun wurde er zweimal erst in der zweiten Hälfte eingewechselt. «Diese WM hat mir eine neue Perspektive als Einwechselspieler gegeben, was für mich in meiner Karriere etwas völlig Neues ist», sagte Honda. Auch im abschließenden Vorrundenspiel gegen Polen am Donnerstag (16.00 Uhr MESZ) dürfte er erneut nicht von Beginn an spielen.

Dennoch sammelt der Profi, der seit 2017 für den mexikanischen Club CF Pachuca spielt, Rekorde. Seit seinem Tor zum 2:2 gegen den Senegal ist er der erste Japaner, der bei drei verschiedenen Weltturnieren getroffen hat. Schon 2010 und 2014 war Honda WM-Torschütze für sein Land. An sieben der letzten 10 japanischen WM-Toren war der offensive Mittelfeldspieler beteiligt. Und zum besten asiatischen WM-Torschützen stieg er mit nun vier Treffern auch noch auf.

«Das hier wird meine letzte WM und ich lege all meine Energie da rein. Ich möchte die WM-Bühne ohne Reue verlassen», sagte Honda, der als Profi eine wechselvolle Karriere hinter sich hat. Vor allem seine vier Jahre beim AC Mailand in der italienischen Serie A von 2014 bis 2017 verliefen für Honda alles in allem eher enttäuschend.

Nishino setzt aber auf seine internationale Erfahrung – erst Recht, wenn die Samurai Blue es in die K.o.-Runde schaffen sollten. Dafür brauchen die Asiaten gegen Polen einen Punkt. «Man braucht Spieler, die auf der großen Bühne ihre Leistung bringen. Spieler, die in den großen Spielen die richtige Entscheidung treffen», sagte Nishino mit Blick auf Honda und seine weiteren wichtigen Routiniers Shinji Kagawa (Borussia Dortmund) und Shinji Okazaki (Leicester City).

Auch Honda will in Russland von seien bisherigen Erfahrungen mit den Samurai Blue profitieren. 2010 stand er mit der Mannschaft im Achtelfinale gegen Paraguay – und scheiterte im Elfmeterschießen. «Wir haben es zweimal in die K.o.-Runde geschafft, waren dann aber immer zu erschöpft», sagte der Profi mit den blondierten Haaren. In Russland soll das nun nicht passieren – und zumindest Honda hat sich seine Kräfte mit zwei 20-Minuten-Einsätzen bislang gut eingeteilt.

Sichert sich Japan in der Gruppe H den ersten Platz, könnte für Honda sogar ein weiterer Traum in Erfüllung gehen: Im Achtelfinale würde es für die Samurai Blue dann nach Moskau gehen – die Stadt, in der Honda von 2010 bis 2013 drei Jahre lang für ZSKA spielte. «Ich habe viele gute Erinnerungen an Russland», berichtete Honda. «Natürlich will ich den Fans in Moskau jetzt zeigen, dass ich zurück bin.»


(dpa)

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