Sinsheim – Pep Guardiola eilte in Richtung Julian Nagelsmann und umarmte seinen jungen Kollegen. Der große Starcoach von Manchester City zollte dem Trainer der verletzungsgeplagten TSG 1899 Hoffenheim nach dem glücklichen 2:1 (1:1) des englischen Meisters und Tabellenführers seinen Respekt.
Erst ein spätes Tor von David Silva erlöste Guardiola und sorgte für eine bittere Heimpremiere der Kraichgauer in der Champions League. Trotz der ansprechenden Leistung steht die Mannschaft von Nagelsmann vor dem nächsten Heimspiel gegen Olympique Lyon am 23. Oktober mit nur einem Zähler schon gehörig unter Zugzwang, soll das Weiterkommen noch gelingen.
«In Anbetracht der Situation, in der wir uns befinden, bin ich sehr stolz. Es ist bitter, so spät ein Tor zu kassieren. Ein kleiner Fehler wird bitter bestraft. Die Jungs haben es aber toll gemacht. Wir haben uns teuer verkauft», sagte Nagelsmann. Ähnlich sah es 1899-Torhüter Oliver Baumann: «Es ist hart, heute hier zu verlieren. Wir haben sehr mutig gespielt. Es war sehr, sehr gut. Ich bin stolz auf die Truppe.»
Vor 24.851 Zuschauern hatte Ishak Belfodil die Hoffenheimer Mannschaft nach nur 44 Sekunden sogar in Führung gebracht. Dann drehten die Gäste um den starken deutschen Nationalspieler Leroy Sané aber auf und kamen durch Sergio Aguero (8. Minute) und Silva (87.) zum verdienten Sieg. Für City war es der erste Erfolg in dieser Königsklassen-Saison, nachdem der Auftakt beim 1:2 gegen Lyon noch misslungen war.
«Wir hatten unsere Schwierigkeiten. Nach dem Gegentor wurde es anstrengend. Wir mussten hier einen Schritt nach vorn machen und drei Punkte holen», sagte Sané, der sich freute, «nach Deutschland zurückzukehren». Guardiola war ob des späten Sieges erleichtert: «Wir haben nicht viel Erfahrung in der Champions League. Diese Situationen sind gut für unsere Zukunft.»
Es war kein Spaziergang für City, obwohl Hoffenheim zehn Ausfälle zu beklagen hatte. So hatten sich Neu-Nationalspieler Nico Schulz (Oberschenkel) und Steven Zuber (Rücken) am Dienstag auch noch kurzfristig abgemeldet. Besonders dramatisch war die Personalnot in der Defensive, so mussten die unerfahrenen Youngster Stefan Posch (21), Kevin Akpoguma (23) und Justin Hoogma (20) in der Dreier-Abwehrreihe ran.
Davon unbeeindruckt legten die Kraichgauer mit ihrem letzten Aufgebot aber einen Traumstart hin. Mit dem ersten Angriff traf Belfodil nach einem feinen Zuspiel von Kerem Demirbay zur Hoffenheimer Führung. Für Guardiola war es ein Déjà-vu. Schon mit den Bayern hatte der Spanier im August 2015 mal in der Bundesliga ein Tor in der ersten Minute beim Gastspiel in Sinsheim kassiert.
Die Freude beim Königsklassen-Neuling hielt aber nicht lang. Denn das Starensemble von der Insel mit seinen pfeilschnellen Offensivstars riss das Spiel an sich und stellte die junge Hoffenheimer Hintermannschaft vor arge Probleme. Und prompt fiel auch der Ausgleich: Nach Zuspiel von Sané war Aguero zur Stelle, eingeleitet hatte das Tor der Spanier David Silva mit einem Traumpass.
Sané gehörte bei City mit seiner Schnelligkeit und den Tempodribblings zu den Aktivposten. Bundestrainer Joachim Löw dürfte auf der Tribüne angetan gewesen sein vom Ex-Schalker, den er vor der WM noch aussortiert hatte.
Sané und Co. drängten auf den zweiten Treffer, nur die Chancenauswertung war unzureichend. City, das einen Marktwert von über einer Milliarde Euro aufweist, hatte allein durch Aguero drei gute Chancen in der ersten Halbzeit (33., 35. und 42.). Auch der englische Nationalspieler Raheem Sterling tauchte frei vor Oliver Baumann auf, scheiterte jedoch am deutschen Keeper (15.). Die Gastgeber hielten mit Leidenschaft dagegen und setzten ab und an eigene Nadelstiche, wie kurz vor der Pause, als Belfodil nach einem Fehler von Aymeric Laporte freie Bahn hatte, aber zu unplatziert schoss (39.).
Gleiches Bild auch im zweiten Durchgang, doch die Hoffenheimer Defensive um den guten Schlussmann Baumann hielt dem Druck der Engländer lange stand. Glück hatten die Gastgeber zunächst, dass Schiedsrichter Damir Skomina den Engländern einen klaren Elfmeter nach einem Foul von Baumann an den schnellen Sané versagte (73.). Drei Minuten vor Schluss war der greifbare Punktgewinn aber nach einem kapitalen Fehler von Posch doch noch weg.
(dpa)