Düsseldorf – DOSB-Präsident Alfons Hörmann fordert einen Komplettausschluss des russischen Verbandes für die Olympischen Spiele 2018 und 2022, sofern sich die schweren Vorwürfe staatlich organisierten Dopings weiter erhärten sollten.
«Es muss ein klares Signal geben: So nicht!», sagte der Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes in einem Interview der «Welt am Sonntag».
«Wenn sich bestätigen sollte, dass es in Russland Staatsdoping gegeben hat und das russische Nationale Olympische Komitee damit gegebenenfalls eindeutig gegen die IOC-Charta verstoßen hat, dann wäre für mich der Komplettausschluss des gesamten NOK mindestens für Pyeongchang und gegebenenfalls auch für Tokio ein Thema, mit dem sich das IOC intensiv beschäftigen muss.»
Wenn eine Nation «so klar gegen die IOC-Charta» verstoße, dann müsse sie «die härteste Form der Strafe erfahren». Mehr als 1000 russische Sportler sind nach Ermittlungen der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA zwischen 2011 und 2015 Teil einer großangelegten staatlichen Dopingpolitik gewesen. Die Manipulationen betreffen demnach auch die Olympischen Spiele 2012 und 2014.
Die Entscheidung, im Sommer 2016 trotz einer bereits damals klaren Indizienlage 280 russische Athleten bei den Olympischen Spielen in Rio starten zu lassen, bezeichnete Hörmann im Nachhinein als Fehler. «Die Mannschaft Russlands hätte niemals unter diesen Gegebenheiten und in dieser großen Mannschaft dort auflaufen dürfen», sagte er.
«Die optische, psychologische und auch die kommunikative Wirkung des russischen Auftritts war für die gesamte Innen- und Außenwirkung des Weltsports schädlich.» Die Achtung gegenüber dem von Thomas Bach geführten Internationalen Olympischen Komitee habe dadurch abgenommen. «Das Image des IOC hat gelitten, zu diesem nüchternen Fazit muss man kommen. Alles andere wäre schöngeredet.»
(dpa)